Porträt des Monats
Stephan Streuber


Absolvent zum Informatik-Professor berufen

Als Stephan Streuber 2008 sein Diplom in Medieninformatik machte, verstand man unter virtueller Realität noch Online-Videospiele mit digitalen Ebenbildern oder Avataren am PC. Diese Wahrnehmung hat sich mittlerweile dank VR-Brillen und verbesserter Rechnerleistung einschneidend verändert. Und genau hier setzt die Forschung des Absolventen der Hochschule Harz an, der im Sommer 2018 die Junior-Professur für „Virtuelle Realität für kollektives Verhallten“ an der Universität Konstanz angenommen hat.

Virtual Reality als Forschungsinstrument

An der südlichsten Universität Deutschlands forscht der Wissenschaftler gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Ornithologie Radolfzell im Exzellenzcluster „Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour“. Dieses widmet sich der datengestützten Erforschung kollektiven Verhaltens, von der Schwarmintelligenz von Tiergruppen über das Entscheidungsverhalten des Menschen bis hin zu ökonomischen Netzwerken. Durch die Digitalisierung gebe es verändertes Verhalten in der Gesellschaft und Politik. Streuber will dabei mit ‚Virtual Reality‘ komplexe Phänomene und gruppendynamische Prozesse untersuchen. „Wir benutzen virtuelle Realitäten, um Situationen am Computer zu simulieren. Das ermöglicht es uns zu untersuchen, wie Menschen sich in sozialen Situationen verhalten“, so der 41-Jährige. Die Anwendungsbeispiele sind dabei vielfältig, ergänzt er: „So untersuchen wir, welche visuellen Information über eine andere Person benötigt werden, um dessen Handlungen vorherzusagen. In Zukunft soll die Forschung auf kollektives Verhalten im Tierreich ausgeweitet werden. Es soll zum Beispiel untersucht werden, wie ein einzelner Fisch seine Artgenossen wahrnimmt und wie aus dem Verhalten vieler einzelner Fische, komplexes Schwarmverhalten entsteht. Es wird sogar ein eigener Virtual Reality Hangar eingerichtet, um Vögel in einem virtuellen Schwarm fliegen zu lassen.“

Grundstein an der Hochschule Harz gelegt

Stephan Streubers Leidenschaft für Virtual Reality begann bereits mit seinem Studienstart an der Hochschule Harz: „Schon im Grundstudium habe ich mich mit dieser Thematik beschäftigt und war fasziniert von den Anwendungsmöglichkeiten. In Wernigerode lag der Fokus auf den technologischen Aspekten von VR, während ich mich bei der Promotion in Tübingen mit der Wahrnehmungspsychologie im virtuellen Raum beschäftigt habe“, erklärt er seinen Werdegang.

Weitere Informationen unter: www.vrcb.uni-konstanz.de/

Text: Moritz Peters