In Sachsen-Anhalt steht die ärztliche Versorgung vor großen Herausforderungen: Der demografische Wandel führt zu einer älteren Bevölkerung, was mit einem Anstieg chronischer Erkrankungen einhergeht. Gleichzeitig verschärft der Fachkräftemangel die Lage. Das Projekt ZvaG analysiert die haus- und fachärztliche Versorgung und untersucht Zugangsunterschiede durch die Teilnahme am Hausarztprogramm, den Versicherungsstatus (privat/gesetzlich) und die Region (Stadt/Land), um Lösungsansätze für eine effiziente und flächendeckende Versorgung zu entwickeln.
Ein zentraler Aspekt der Versorgungsgerechtigkeit ist die Frage, ob bestimmte Bevölkerungsgruppen durch strukturelle Rahmenbedingungen benachteiligt werden – etwa durch Unterschiede in Wartezeiten, Versorgungsqualität oder Kosten. Das Hausarztprogramm verspricht eine koordinierte Versorgung und wird zunehmend als Steuerungsinstrument diskutiert. Zugleich sind Wartezeiten für Arzttermine ein sensibler Indikator für mögliche Diskriminierung aufgrund des Versicherungsstatus. Dieses Forschungsprojekt leistet einen Beitrag zu den politischen Bestrebungen, den Zugang zu ambulanter Versorgung zu verbessern.
Ziel des Projekts ist es, auf Grundlage quantitativer Analysen die Auswirkungen von Steuerungsinstrumenten (z. B. Hausarztprogramm) sowie sozioökonomischen Faktoren (Versicherungsstatus, regionale Unterschiede) auf die ambulante Versorgung zu bewerten. Dabei werden zwei zentrale Forschungsfragen adressiert: (1) Welche Effekte hat die Teilnahme am Hausarztprogramm auf Versorgungsqualität und Gesundheitskosten? (2) Bestehen Wartezeitenunterschiede zwischen gesetzlich und privat Versicherten und lassen sich diese durch Vergütungssätze erklären?
Die Untersuchung erfolgt in zwei Arbeitspaketen. AP1 analysiert Effekte des Hausarztprogramms auf Versorgungsqualität und Kosten mithilfe moderner kausaler Methoden wie Differenzen-in-Differenzen-Analysen, Instrumentvariablenansätzen und Event-Study-Designs. AP2 basiert auf einem Feldexperiment. Dabei werden Unterschiede im Terminangebot und den Wartezeiten zwischen GKV- und PKV-Versicherten gemessen. Ergänzend werden Vergütungselastizitäten ermittelt, um ökonomische Anreize für Ärztinnen und Ärzte im Hinblick auf Terminvergabe besser zu verstehen.
Das Projekt ZvaG ist ein Teilprojekt von KAT IV, der vierten Förderperiode des Verbundvorhabens Kompetenznetzwerk für Angewandte und Transferorientierte Forschung.
Laufzeit: 01.01.2024 - 31.12.2027
Mittelgeber: Land Sachsen-Anhalt / Europäische Union (EFRE)
Förderprogramm: Sachsen-Anhalt WISSENSCHAFT – Forschung und Innovation
Gesamtbudget: 4.876.336,84 Euro
EU-Förderung: 2.925.802,10 Euro
Förderkennzeichen: ZS/2023/12/182028