Studentisches Start-up entwickelt KI-Softwareunterstützung für Zahnarztpraxen

„Mehr Fokus auf den Patienten“

Wurzelkanalbehandlung, Zahnreinigung und Prophylaxe – Im Schnitt geht jeder Deutsche einmal im Jahr zum Zahnarzt. Doch wenn für Patientinnen und Patienten die Behandlung auf dem Zahnarztstuhl abgeschlossen ist, geht für die Praxisteams die Arbeit erst richtig los. Befunde, Behandlungsschritte, Abrechnungspositionen und Co. müssen Zahn für Zahn dokumentiert werden. „Ein wichtiger Arbeitsschritt, der aber viel Zeit kostet – Zeit, die wir lieber in die Behandlung von Patienten investieren würden“, berichtet Zahnärztin Dr. Bianka Werner aus Wernigerode.

Dieses Problem hat auch Studentin Johanna Hübner erkannt. Im Rahmen des Entrepreneurship-Semesters im Studiengang Nachhaltiges Management hatte die gelernte Zahnmedizinische Fachangestellte die besten Voraussetzungen, eine Lösung zu entwickeln. Gemeinsam mit Business-Consulting-Studentin Svenja Quelle und dem angehenden Wirtschaftsinformatiker Erik Marquardt gründete sie das Start-up Voxident. Die Idee dahinter: eine KI-unterstützte Software, die über ein Mikrofon jeden Behandlungsschritt und jede Abrechnungsposition korrekt erfasst und automatisch in ein digitales Protokoll überführt. So kann der Zahnarzt (oder sein Team) schon während der Behandlung ins Mikrofon sprechen und zeitgleich das Behandlungsprotokoll und die Abrechnung erstellen. „Bereits während meiner Ausbildung als Zahnmedizinische Fachangestellte ist mir aufgefallen, dass die Dokumentation sehr viel Zeit beansprucht. Auch heute gibt es dafür noch keine zuverlässige effiziente Softwarelösung. Aus dieser Erkenntnis ist Voxident entstanden“, sagt die 23-jährige Gründerin.

Aktuell arbeitet das Start-up mit verschiedenen Zahnarztpraxen zusammen, um die Software zu testen und weiterzuentwickeln. Darunter die Praxis von Dr. Bianka Werner. Studentin Svenja Quelle hatte die Idee auf dem Behandlungsstuhl „gepitcht“ und die Zahnärztin war sofort begeistert. „Unsere Hoffnung ist, dass uns die Software hilft, schnell eine gute und vollständige Dokumentation zu erstellen und wir den Fokus wieder stärker auf die Patienten legen können. Auf dem Weg dorthin helfen wir gern mit Input aus unserem Arbeitsalltag“, so Werner.

Das Anwendungsfeld für die Software ist groß, wie Johanna Hübner erklärt: „Egal ob Zahnarzt, HNO-Arzt oder Allgemeinmediziner – jede Ärztin und jeder Arzt muss eine entsprechende Dokumentation erstellen. Dementsprechend kann die Software überall eingesetzt werden.“ Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Momentan befindet sich das Start-up in der Gründungsphase. Zudem will das Team die kommenden Monate nutzen, um das Produkt weiter zu testen und die Software auf die rechtlichen Gegebenheiten in Deutschland anzupassen. Auch die KI muss noch weiter trainiert werden, wie Erik Marquardt an der Testsoftware zeigt: „KI-Spracherkennung ist meist auf Englisch ausgelegt. Gerade mit medizinischen Fachbegriffen auf Deutsch oder Latein hat sie oft noch Schwierigkeiten. Daher müssen wir sie mit geeigneten Sprachbeispielen anlernen.“

Unterstützung erhält das Start-up seit September 2024 auch vom Kompetenznetzwerk für Angewandte und Transferorientierte Forschung (KAT) an der Hochschule Harz. „Die Idee der KI-gestützten Software ist sehr innovativ und kann aus meiner Sicht ein wichtiges Tool im Umgang mit dem Fachkräftemangel sein“, sagt Sophie Moneke, Koordinatorin im KAT-Projekt, sie betont: „Ich freue mich sehr, dass ich das Team auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleiten und bezüglich Fördermöglichkeiten beraten kann.“ Parallel sind auch die Projektmitarbeitenden des gründerwald 4.0 wichtige Ansprechpartner mit Tipps und Tricks für junge Start-ups und Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Gründungsprozess.

Unbedingt einschalten:

Am 6. Januar strahlt der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) um 19 Uhr in der Sendung „MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE“ einen Beitrag über das Start-up Voxident aus.

 

 

Von der Idee zum Start-up: Das Entrepreneurship-Semester

Am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften können Studierende statt des obligatorischen Praktikums- oder Auslandssemesters ein Entrepreneurship-Semester belegen. Begleitet von Professorinnen und Professoren und erfahrenen Praktikern beschäftigen sie sich ein Semester lang mit der Gründung eines Start-ups. Im Gründerteam entwickeln sie eine Geschäftsidee und formen daraus ein tragfähiges Geschäftsmodell. Am Ende steht die Erstellung eines Businessplans, mit dem sich das Team bei einer Bank oder einem Investor vorstellen könnte.  

16.12.2025
Author: Mark Winter
Image author: © Svenja Kretzschmar
Image rights: © Hochschule Harz

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Sophie Moneke

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