Mit dem Netzwerk KiNESIS schwierige und schöne Seiten Europas erleben
Die Forschungsprojekte der Hochschule Harz bieten Studierenden die Möglichkeit, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten außerhalb des Hörsaals zu erweitern. Sabrina Stieber führte es über das Netzwerk KiNESIS 2022 nach Spanien.
Sie studiert im sechsten Semester Europäisches Verwaltungsmanagement auf dem Campus in Halberstadt. Das Curriculum sieht auch ein dreimonatiges Auslandspraktikum vor. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz stieß sie auf die Ausschreibungen der Knowledge alliance for Social Innovation in Shrinking villages (KiNESIS). An dem vom DAAD geförderten Forschungsnetzwerk beteiligt sich die Hochschule Harz seit Anfang 2021. Es fokussiert europaweit Probleme in entvölkerten Regionen – unter anderem auch durch studentische Praktika. Was sie dabei erfahren und erleben durfte, hat Sabrina Stieber im Interview erzählt:
Im Prinzip ging es um die eigenständige Übernahme einer konkreten Problemstellung, für die es Lösungen zu suchen gab. In meinem Fall arbeitete ich mit einer Papierfabrik zusammen, um negative Umweltfaktoren – wie Lärm, Geruch und Ästhetik – für die Region um Rocaforte nahe Navarra zu verbessern. Hierfür musste ich die Faktoren allerdings erst einmal messbar machen. So sprach ich mit vielen Leuten aus Sangüesa – einem nahegelegenen Ort – und Rocaforte – dem betroffenen anliegenden Dorf – über die Thematik.
Mithilfe von vielen Personen aus der Universität Navarra in Pamplona und meiner Projektleiterin Ruth Breeze konnten wir mögliche Lösungsvorschläge zu der Problemstellung und darüber hinaus aufstellen. Der Arbeitsaufwand und die ausgesprochen hohe Komplexität des Themas vereinten viele unterschiedliche Fachbereiche und spiegelten in gewisser Weise die breite Aufstellung in Verwaltungen wider. Ich konnte am Ende des Projektes zeigen, dass Rocaforte als kleines Dorf akustisch von der Papierfabrik betroffen ist und der streng riechende Geruch eher nach Sangüesa zieht. Damit meine Vorschläge zur Eindämmung umgesetzt werden können, ist noch viel zu tun: Für entsprechende Konstruktionen fehlt den Dörfern das Geld und die Fabrik beharrt auf ihren bereits getätigten Investitionen in die Verbesserung des Produktionsprozesses. Außerdem sehen viele Leute die Situation als normalisiert an, da die Fabrik bereits seit den 1950er Jahren existiert.
Abgesehen von der Projektarbeit im KiNESIS-Projekt konnte ich während der Wochenenden viel erleben. Von Pamplona aus reiste ich nach Zaragoza und Valladolid. Innerhalb des Projektes war die kulturelle Begegnung auch immer Teil der Arbeit. So fuhren wir zu einer Konferenz in die wunderschöne Stadt San Sebastian, nach Fitero und in weitere kleinere Dörfer wie Sos del Rey Católico, Javier oder Piedramillera. Neben den Dörfern konnte ich auch das berühmte Fest San Fermín miterleben. In dieser Woche befand sich die Stadt Pamplona im absoluten Ausnahmezustand.
Mit einer Freundin des Projektes bin ich die „erste Woche“ des Jakobsweges von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Logroño gelaufen und habe dabei die Pyrenäen überquert. Dabei haben wir 1600 Höhenmeter überwunden, bei zum Teil 35 Grad in der Mittagssonne. Das erste Eis bei der Ankunft in Pamplona war glaube ich das beste meines Lebens. Der Jakobsweg hat wirklich etwas Magisches an sich. Ich bin unglaublich froh diese Erfahrung gesammelt zu haben.
Mehr Informationen zum Projekt KiNESIS an der Hochschule Harz und im europäischen Verbund gibt es auf den Seiten der Forschung an der Hochschule Harz. Geleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Andrea Heilmann, koordiniert von Dr.-Ing. Ute Urban: https://www.hs-harz.de/forschung/ausgewaehlte-forschungsprojekte/kinesis
Weitere Ausschreibungen für Praktika stehen auf der Homepage des Projekts KiNESIS: https://www.kinesis-network.eu/homesite/522/1/open-vacancies.html
Wer sich für ein Studium im Fach Europäisches Verwaltungsmanagement an der Hochschule Harz interessiert, kann sich auf den Seiten des Fachbereichs Verwaltungswissenschaften informieren: https://www.hs-harz.de/europaeisches-verwaltungsmanagement
19.10.2022
Author: Claudia Aldinger
Image author: © Sabrina Stieber
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