Ein Vertiefungsprojekt verhilft einer alten Halberstädter Beziehung zu neuem Leben
Die Studierendenbar Café Canapé ist seit fast 20 Jahren eine Institution im Halberstädter Stadtbild. Hier treffen sich Studierende, Hochschulangehörige und Halberstädter. Doch was viele nach fast zwei Jahrzehnten Dauerbetrieb nicht mehr wissen: Das Canapé entstand aus einem Hochschulprojekt. In einer Vertiefungsrichtung unter der Leitung von Jana Diesener, Koordinatorin des Studiengangs Verwaltungsökonomie, wurde diese gewachsene Verbindung nun neubelebt, um die Bar bei einem der drängendsten Probleme zu unterstützen.
Fast noch hängt der Geruch frischer Farbe und neuer Möbel in der Luft. Es blinkt und blitzt im Café Canapé. Im Juli letzten Jahres wurden die umfassenden Renovierungsarbeiten abgeschlossen und die Bar wiedereröffnet. Doch die Pandemie und eine sich wandelnde Bevölkerungsstruktur fordern ihren Tribut und haben das Thema Nachwuchsgewinnung in den Vordergrund gerückt. „Wir betreiben das Café als gemeinnütziger Verein. Alle Beschäftigten, zumeist Studierende des Fachbereichs Verwaltungswissenschaften, sind hier ehrenamtlich tätig. Wir arbeiten nicht für Geld, sondern zum Spaß, für soziale Kontakte und das ein oder andere Freigetränk.“
Markus Meyer studiert IT-Management – Verwaltungsinformatik und engagiert sich im Vorstand des Vereins. Zu normalen Zeiten hätte es weniger Probleme gegeben neues Personal zu gewinnen, doch durch die Pandemie und die vorübergehende Umstellung auf digitale Lehre war es schwierig die Erstsemesterstudierenden zu erreichen, sofern sie denn in der ungewissen Situation überhaupt nach Halberstadt zogen. „Zum Glück hat sich die Lage wieder normalisiert, doch die Auswirkungen merken wir natürlich immer noch“, so Markus Meyer. „Wir benötigen ca. 15 Leute für den Vollbetrieb. Letztes Jahr waren wir noch neun. Da haben wir realisiert, dass wir etwas unternehmen müssen, wenn unser Canapé eine Zukunft haben soll.“
Jana Diesener erklärte sich auf die Anfrage bereit, ein Vertiefungsprojekt zum Thema „Personalgewinnung“ anzubieten. Die Expertin für Personalmanagement sah darin eine gute Möglichkeit, gelernte Theorie im Praxisfeld zum Einsatz zu bringen. „Der direkte Praxisbezug bildet einen zentralen Aspekt des Studiums. Aktuelle Studien und Arbeiten zur Personalentwicklung sollten mit konkreten Ideen und praktischen Ansätzen verknüpft werden. Dies in Verbindung mit dem Lokal- und Hochschulbezug war für alle Beteiligten eine unglaublich spannende Aufgabe und Erfahrung.“
Ein Lastenheft fasste die Anforderungen zusammen, die anschließend mit den Projektteilnehmern diskutiert wurden. Nach einer längeren Ausarbeitungsphase präsentierten die Studierenden die Ergebnisse schließlich dem Vorstand um Markus Meyer. „Was wir zu sehen bekamen, war ziemlich beeindruckend. Dabei lag der Fokus auf ganz unterschiedlichen Aspekten, wie einer Steigerung unserer Reichweite, der Personalbindung und schließlich der konkreten Anwerbung von Personal. Manche der Konzepte waren selbst in der grafischen Ausarbeitung so weit fortgeschritten, dass wir sie ohne große Veränderungen übernehmen können.“
Durch die Umsetzung der Maßnahmen besteht Hoffnung, das Café Canapé in eine erfolgreiche Zukunft zu führen und somit ein Stück Hochschulgeschichte zu erhalten. Denn bereits im Jahr 2003 hatte ein semesterübergreifendes Projekt das Canapé hervorgebracht. Prof. Dr. Sabine Elfring erinnert sich noch gut an die aufregende Gründungszeit: „Am Anfang gab es die Idee und Überlegungen, wie so etwas zu bewerkstelligen sei. Nach den Semesterferien kamen dann Studierende zu mir und erzählten, sie hätten eine passende Immobile gefunden. Kurz darauf wurden die Verträge geschlossen, Brauereien als Partner angefragt und die Räumlichkeiten vorbereitet.“
In den Jahren nach der Eröffnung war das Canapé so gut besucht, dass kaum ein Platz zu finden war. „Das wäre natürlich auch was für die Zukunft“, kommentiert Markus Meyer die alten Geschichten. „Doch für die nächste Zeit hoffen wir erstmal, dass wir wieder Nachwuchs finden und die Geschichte Canapé weitererzählt werden kann.“
19.04.2022
Author: Tim Bruns
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