VR-Brille und zwei Controller vor rotem Hintergrund

Verwaltung und virtuelle Welten

Einsatz von Virtual Reality soll die Vorbereitung auf die Prüfung im Fach Vergaberecht eindrücklicher gestalten

Virtuelle Welten bieten innovative Ansätze, um die Hochschullehre praxisnah und interaktiv zu gestalten. Insbesondere in der Vermittlung der Inhalte für die Verwaltungswissenschaften steht man oft vor der Herausforderung, komplexe Prozesse effizient und verständlich zu vermitteln. An der Hochschule Harz verfolgt das von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderte Projekt „DigiLehR“ unter Prof. Dr. Simon Adler bereits seit August 2021 das Ziel, xR-Medien (Augmented Reality [AR], Mixed Reality [MR], Virtual Reality [VR]) strukturell in die Hochschullehre zu integrieren. Dabei steht ein innovativer und praxisnaher Ansatz im Vordergrund. Schon jetzt können Studierende die neue Technologie nutzen: Das im Projekt entwickelte Vergaberechts-VR-Lern-Szenario simuliert ein Gespräch mit Kolleg:innen zur Vorbereitung des Vergabeprozesses von Lizenzen für Spracherkennungssoftware. Die Lernenden treten dabei als rechtliche Berater auf. Vorbild war die Veranstaltung „Vergaberecht/e-Vergabe“ unter der Leitung von Prof. Dr. Christian-David Wagner, der gemeinsam mit Prof. Martin Kreyssig (ehem. Professur für Bewegtbild) das Drehbuch entwickelte. Studierende können es zur Prüfungsvorbereitung an der VR-Lernstation in der Bibliothek oder von ihrem Android-Tablet oder PC aus aufrufen. Im Fortlauf des Projekts sollen weitere Lehrende der Hochschule angeleitet werden, ihre eigenen Inhalte in virtuelle Welten zu verwandeln und diese zugänglicher und greifbarer machen. 
 

Neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung

Allgemein ermöglicht der Einsatz von xR-Technologien, in realitätsnahen Szenarien zu lernen und sich weiterzubilden, was insbesondere für die Einführung neuer Prozesse oder gesetzlicher Regelungen im Bereich Verwaltungswissenschaften von Vorteil sein kann: In der sicheren Umgebung können Entscheidungen simuliert und deren Konsequenzen direkt erlebt werden, ohne dass reale Risiken entstehen. So eignet sich VR für das Soft-Skill-Training, indem es z. B. Kommunikation, Teamarbeit und Problemlösungsfähigkeiten schult. In diesen Simulationen können Lernende auch schwierige Gesprächssituationen durchspielen und durch Feedback wertvolle Einsichten und Kompetenzen gewinnen. 

Die Möglichkeiten von xR in der Lehre sind vielversprechend: Virtual Reality schafft immersive Lernumgebungen, die den Fokus schärfen sowie das Verständnis und Gedächtnis durch die Erkundung und Anwendung von komplexen Zusammenhängen in einer dreidimensionalen Umgebung vertiefen. Simulationen fördern das aktive Lernen und unterstützen den Transfer der Theorie in die Praxis. Auch personalisierte Lernpfade, die auf die individuellen Bedürfnisse und das Tempo der Lernenden, insbesondere in heterogenen Lerngruppen, eingehen, können in xR-Umgebungen umgesetzt werden und so bedarfsgerecht den Lernprozess begleiten. Gamifizierung durch spielerische Elemente wie Belohnungssysteme und Herausforderungen, können außerdem die Motivation der Lernenden und ihr Engagement fördern. All diese Aspekte machen xR-Medien, trotz Mehraufwand bei der Erstellung, zu guten Ergänzungen des etablierten Lehrens.
 

Erweiterte Möglichkeit der Kooperation und Bürgerbeteiligung

Über die Hochschullehre hinaus können virtuelle Welten in der Verwaltungspraxis die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern, indem sie nahtlose Kooperationen zwischen unterschiedlichen Disziplinen und Standorten unterstützen. So ermöglicht Virtual Reality es schon heute, gemeinsam im Virtuellen präsent zu sein, 3D-Objekte und -Umgebungen zusammen zu betrachten und zu diskutieren. Bei der Bau- und Umweltplanung könnten xR-Ansätze so etwa die Bürgerbeteiligung stärken, indem sie über virtuelle Plattformen eine Begehung der geplanten öffentlichen Räume und damit Dialoge „vor Ort“ und mit Blick auf räumlichen Gegebenheiten ermöglichen. 

Insgesamt zeigen xR-Medien nicht nur in der Lehre, sondern auch bei der Verbesserung von Verwaltungsprozessen Potenzial und sollten daher schon frühzeitig in der Ausbildung der Studierenden genutzt werden – in der Hoffnung, dass sich so Vorurteile und Nutzungsbarrieren gegenüber diesen Technologien abbauen und sie schneller, zielgerichtet und wertschöpfend im Arbeitsalltag der öffentlichen Verwaltungen eingesetzt werden können.
 

Mehr zum Thema Vergaberecht

Das Thema Vergaberecht und E-Vergabe wird in den Bachelor-Studiengängen Öffentliche Verwaltung und Verwaltungsökonomie im 3. Semester behandelt und befasst sich mit den Grundzügen des nationalen und europäischen Vergaberechts für die Beschaffung von Bau- sowie Liefer- und Dienstleistungen – ein zentrales Thema für Auftragsvergaben im öffentlichen Sektor.

Wenn du mehr zum Thema erfahren willst: Aktuell kannst du dich bei uns für ein Studium der Öffentlichen Verwaltung und der Verwaltungsökonomie bewerben.

14.01.2025
Author: Pia Bothe
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Prof. Dr.-Ing. Simon Adler

Industrial xR, Digitaler Zwilling, Mixed-, Augmented- und Virtual Reality

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