Mit einem wissenschaftlichen Kolloquium - dem Wernigeröder Automatisierungs- und Informatik-Tag (WAIT) - wurde das 20-jährige Bestehen des gleichnamigen Fachbereichs am Donnerstag, dem 18. Oktober, würdig begangen. Zahlreiche Absolventen, Studierende, Professoren, Hochschulmitarbeiter sowie Vertreter von regionalen Unternehmen erlebten im AudiMax auf dem Wernigeröder Campus einen interessanten Tag, durch den Prof. Martin Kreyßig, Hochschullehrer für digitales Bewegtbild, führte. Zusätzlich präsentierten sich Praxispartner aus ganz Deutschland an Informationsständen und boten Gelegenheit zur Stärkung der Kontakte zwischen Studierenden und Unternehmen; zahlreiche Firmen wurden von Absolventen des Fachbereichs vertreten, die nach ihrem Studium erfolgreich in den Beruf gestartet waren.
Nach der Begrüßung durch Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann, Andreas Heinrich, Kulturdezernent der Stadt Wernigerode, und Dekan Prof. Dr. Bernhard Zimmermann, hielt der frühere Fachbereichskollege Prof. Dr. Steven Liu einen richtungsweisenden Vortrag über strategische Trends in der Automatisierungstechnik. „In Zukunft werden Computer in Geräten und Alltagsgegenständen verschwinden, aber allgegenwärtig für optimale Bedingungen in Produktionsanlagen und im menschlichen Tagesablauf sorgen“, erklärte der Forscher, der an der Technischen Universität Kaiserslautern beschäftigt ist. Die Verschmelzung von Informatik und Automatisierung sei schon heute die Grundlage für vollkommen neue Einsatzgebiete. Als Vertretung des kürzlich verstorbenen Gründungsdekans, Prof. Dr. Walter Gießler, gab dessen langjähriger Kollege Prof. Dr. Klaus-Dietrich Kramer im Anschluss einen Rückblick auf die „wilden ersten Jahre“ des Fachbereichs, in denen Pioniergeist und Improvisationstalent gefordert waren.
Einblicke in spezielle Projekte und Kooperationen, Absolventen-Karrieren sowie Neuigkeiten aus Forschung und Entwicklung bestimmten den weiteren Ablauf des WAIT. Dekan Zimmermann stellte sein Verbundprojekt zur Optimierung der Fahrzeugeinsatzplanung bei Eisenbahnunternehmen vor. Die individuell konfigurierbare Software wurde mit Studenten entwickelt und bei den Harzer Schmalspurbahnen Wernigerode als Pilotanwendung getestet. Inzwischen ist sie bei einer Reihe weiterer Bahnunternehmen im Einsatz. „Dies ist eines der tragenden Beispiele für die enge Verzahnung des Fachbereichs mit der Wirtschaft“, resümierte der Professor.
Der Medieninformatik-Absolvent Dr. Leif Oppermann berichtete am Nachmittag über seine Promotion in England und seine aktuellen „Mixed-Reality“-Projekte am Fraunhofer-Institut FIT in Karlsruhe. Eric Bläß, Wirtschaftsinformatiker und Prokurist des mittelständischen Beratungsunternehmens SNP Consulting GmbH Thale, leitet europaweit Projekte für SAP; er stellte die Entwicklung seines Unternehmens vor, das seit vielen Jahren Absolventen der Hochschule Harz einstellt. Christian Stich beschrieb im Anschluss seinen Berufseinstieg als Ingenieur-Informatiker beim internationalen Automatisierungskonzern ABB, wo er als Gruppenleiter in der Konzernforschung internationale Entwicklungsprojekte führte und derzeit einen neuen Geschäftsbereich aufbaut. „Kreativität und Engagement sind der Schlüssel zum Erfolg“, fasste der Automatisierungsingenieur Dr. André Ramme schließlich zusammen. Der Absolvent ist Geschäftsführer eines regionalen Familienunternehmens für innovative Antriebstechnik mit 70 Mitarbeitern und stimmte seinen Vorrednern zu, durch die hervorragende fachliche Ausbildung und Praxisorientierung am Fachbereich Automatisierung und Informatik beste Karriere-Voraussetzungen erhalten zu haben.
Zum Abschluss demonstrierten Prof. Dr. Ulrich Fischer-Hirchert, Prof. Dr. Andrea Heilmann, Prof. Dr. Hermann Strack und Prof. Martin Kreyßig die Leistungsfähigkeit des Fachbereichs in Forschung und Entwicklung anhand ausgewählter Projekte aus der optischen Nachrichtentechnik, Umwelttechnik, IT-Sicherheit und Medieninformatik.
Zur Abendveranstaltung im Rathaus waren über 130 geladene Gäste anwesend. Neben musikalischer Unterhaltung durch den Rundfunkjugendchor Wernigerode unter Leitung von Peter Habermann ergriffen drei Redner das Wort. Rektor Willingmann verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Bewerber- und Immatrikulationszahlen für die von Unternehmen stark nachgefragten technik- und informatikorientierten Studiengänge in Zukunft wieder steigen werden; zugleich kündigte er eine gemeinsame Initiative zur Anpassung von Studienangeboten und Werbung für das Studium am FB AI insbesondere an den Schulen der Harz-Region an. Landrat Dr. Michael Ermrich erinnerte an die Aufbruchsstimmung während der Gründungszeit der Hochschule und des Fachbereiches sowie dessen Bedeutung für die regionale Wirtschaft. Auf eine Zeitreise durch die letzten 20 Jahre der Automatisierung und Informatik an der Hochschule Harz lud Dekan Zimmermann ein und brachte so die wichtigsten Etappen noch einmal ins Gedächtnis. Interessante Gespräche ließen schließlich einen ereignisreichen Tag ausklingen.