Am Dienstag, dem 17. Juni 2014, fanden sich über 200 Geschichtsinteressierte anlässlich der GenerationenHochschule im Wernigeröder AudiMax ein. Prof. Dr. Konrad Breitenborn referierte anlässlich des 61. Jahrestages über die Ereignisse des 17. Juni 1953 im Harzkreis. Sein Rückblick auf die Volkserhebung unter dem Titel: „Tage zwischen Hoffnung und Angst“ stimmte Jung und Alt nachdenklich.
Mit dem Leitspruch der Rostocker Universität: „Doctrina multiplex veritas una – Es gibt viele Lehren, aber nur eine Wahrheit“ eröffnete Prof. Dr. Armin Willingmann, Rektor der Hochschule Harz, die Veranstaltung und betonte: „Eine Hochschule ist genau der richtige Ort, um sich kritisch mit der jüngeren deutschen Geschichte auseinander zu setzen und damit auch dem Vergessen entgegen zu wirken.“ Als Referent konnte der Hochschulleiter den renommierten Historiker Prof. Dr. Konrad Breitenborn begrüßen. Der stellvertretende Generaldirektor der Stiftung für Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt und Präsident des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e.V. hat in den vergangenen zehn Jahren akribisch Ursachen, Verlauf und Folgen der Juni-Erhebung am Beispiel des Kreises Wernigerode erforscht und 2013 mit einer umfangreichen Publikation – ebenfalls unter dem Titel „Tage zwischen Hoffnung und Angst“ – belegt.
In seinem Vortrag anlässlich der GenerationenHochschule ging Breitenborn, der 1953 noch ein kleiner Junge und anders als in seinen bedrückenden Beispielen nicht direkt betroffen war, darauf ein, dass seinerzeit nicht nur niedrigere Arbeitsnormen, sondern zumeist an erster Stelle der Regierungsrücktritt und die Wiedervereinigung gefordert wurden. Bis heute hat der Aufstand kein Gesicht, obwohl sich allein im Kreis Wernigerode 20 Betriebe mit mehr als 7.000 Arbeitern beteiligten. Die SED deutete die Erhebung im Nachhinein um und nannte sie einen „faschistischen Putsch“. Die größte regionale Protestaktion mit beispielhafter Signalwirkung war die Arbeitsniederlegung im Elektromotorenwerk Wernigerode. Breitenborn baute Kontakt zu den ehemaligen Streikführern auf und recherchierte ihre Werdegänge. „Oftmals hatten damalige Aktivisten mit starken Konsequenzen im Berufsleben zu rechnen“, so der gebürtige Hallenser, der selbst als Honorarprofessor am Institut für Geschichte an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg lehrt. Für sein Buch hat er Gespräche mit ca. 90 Zeitzeugen geführt sowie die Auswertung von SED-Akten und Unterlagen des DDR-Staatssicherheitsdienstes studiert.
Den Besuchern wurde ein bewegender Vortrag zuteil. „Das geschichtliche Interesse hat mich hergeführt, Prof. Breitenborn hat eine bemerkenswerte Arbeit geleistet“, so der 23-jährige Student Sascha Nolte. Als echter Zeitzeuge zeigte sich auch der gebürtige Ströbecker Dieter Litwin vom Vortrag begeistert. Der damals 13-Jährige wünscht sich mehr objektive Einblicke in die Geschichte: „Ich begrüße es sehr, dass auch jüngere Generationen mehr über die DDR erfahren, eine besondere Rolle wird hierbei der Schulbildung zuteil“. Ein Punkt der ebenso dem Referent am Herzen liegt. „Nicht nur als Mitglied des Förderkreises der Hochschule Harz e.V. ist es mir wichtig, der nachwachsenden Generation vor dem Hintergrund von Diktaturgeschichte die Werte einer demokratischen Gesellschaftsform auf rechtsstaatlicher Grundlage zu verdeutlichen“, so Breitenborn.
Die GenerationenHochschule befindet sich im Juli und August in der Sommerpause. Die nächste Vorlesung findet am Dienstag, dem 9. September 2014, erneut von 17 bis 19 Uhr, im AudiMax („Papierfabrik“, Haus 9) auf dem Wernigeröder Campus statt. Dozent Dr. Thomas Piko vom Halberstädter Fachbereich Verwaltungswissenschaften spricht dann über das Thema: „Lernen und Gesundheitsgestaltung im fortgeschrittenen Alter: Neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung“. Die Teilnahme ist kostenfrei, die Anmeldung erfolgt unter <link http: www2.hs-harz.de genhs external-link-new-window externen link in neuem>www.generationenhochschule.de.