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GenerationenHochschule über „verführte Elite im Harz“

8. Oktober 2019
Foto von der Buchpräsentation in Ballenstedt (v.l.n.r.): Autor Wolfgang Schilling, Zeitzeuge und Napolaner Dr. Gerhard Loescher und Autor Söhnke Streckel. Foto: Dr. Rainer Schilling
Foto von der Buchpräsentation in Ballenstedt (v.l.n.r.): Autor Wolfgang Schilling, Zeitzeuge und Napolaner Dr. Gerhard Loescher und Autor Söhnke Streckel. Foto: Dr. Rainer Schilling
Das Cover des gemeinsamen Buchprojektes
Das Cover des gemeinsamen Buchprojektes
Journalisten erklären die Nazi-Eliteschulen in Ilfeld und Ballenstedt

Am Dienstag, dem 8. Oktober 2019, von 17 bis 19 Uhr, sind Bildungsinteressierte jeden Alters ins AudiMax („Papierfabrik“, Haus 9, Am Eichberg 1) auf den Wernigeröder Campus zu einer neuen Veranstaltung der GenerationenHochschule eingeladen. Die Autoren Wolfgang Schilling und Söhnke Streckel sprechen über das Thema: „Napola – Verführte Elite im Harz“ und erklären „die Geheimnisse der Nazi-Eliteschulen in der Region“ anhand ihres nach intensiver Recherche verfassten Buches. Die Teilnahme ist kostenfrei; Anmeldung unter: www.generationenhochschule.de

Die Napola (Nationalpolitische Erziehungsanstalten) waren paramilitärische Internatsschulen, die nach der nationalsozialistischen Machtübernahme gegründet wurden, um den Führernachwuchs zu erziehen. „Es gab lange kaum Veröffentlichungen und schon gar kein geschlossenes Werk über die Napolas im Harz, in der DDR war das Thema tabu“, berichtet Wolfgang Schilling. Dem studierten Pädagogen, Verlagsmitarbeiter und Heimatforscher liegt das Thema familiär bedingt seit 25 Jahren am Herzen, ab 2012 in Form einer umfangreichen Recherche für sein Buchprojekt, was letztes Jahr veröffentlicht wurde.

„An zwei sehr unterschiedlichen Standorten kamen Schüler im Harz in Napola. Die Klosterschule Ilfeld verwandelte man 1934 vom einstigen humanistischen Vorzeigegymnasium in eine straff geführte Einrichtung neuer Gemeinschaftserziehung. Im anhaltischen Ballenstedt entstand nach 1934 der einzige Neubau einer Napola in Deutschland, der mit seiner gigantomanischen Architektur heute befremdet und eine Nachnutzung schwierig macht“, so der 62-Jährige. Abseits von Städten sollten im Mikrokosmos der neuen Bildungsanstalten wehrhafte „Herrenmenschen“ – ausschließlich Jungen – heranwachsen, die später als „Politische Soldaten“ bedingungslos zu dienen hatten. Auch nach dem Untergang des NS-Staates gelangten sie in Schlüsselpositionen, wenn sie nicht vorher im II. Weltkrieg ihr Leben ließen. „Uns ging es auch darum herauszufinden, was Eltern dazu brachte, ihre 10-jährigen Kinder in diese Schulen zu schicken. Die damit verbundenen Folgen waren den Meisten seinerzeit nicht klar“, erklärt Referent und Co-Autor Söhnke Streckel (49). Der Kommunikations- und Kunstwissenschaftler hat zusätzlich Angewandte Sexualwissenschaft an der Hochschule Merseburg studiert und ist als freier Journalist tätig.

Im Buchprojekt wird auf die Hintergründe, den Zeitgeist, die permanente ideologische Infiltration und den Gruppendruck eingegangen. Legenden wie die Kostenfreiheit und die völlig freie Berufswahl werden kritisch hinterfragt. „Es bleibt für die Nachwelt festzuhalten, was scheinbar reformpädagogische Ansätze in Verbindung mit einer totalitären Diktatur hervorbringen und dass es gut tut, diesen Anfängen zu wehren sowie die Mechanismen offenzulegen“, so die Autoren.