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Halberstädter Rechtswissenschaftler referiert zur aktuellen Debatte um Ratingagenturen

GenerationenHochschule erfolgreich ins Wintersemester gestartet

Am Dienstag, dem 4. September, hieß die GenerationenHochschule erneut knapp 250 Interessierte im Wernigeröder AudiMax willkommen. Eröffnet wurde die erste Vorlesung nach der zweimonatigen Sommerpause von Prof. Dr. Georg Westermann, Prorektor für Forschung und Internationales, der mit Prof. Dr. André Niedostadek vom Halberstädter Fachbereich Verwaltungswissenschaften einen echten Experten begrüßen konnte. Der Hochschullehrer für Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialrecht sprach zum hochaktuellen Thema „Im Kreuzfeuer der Kritik – Macht und Ohnmacht der Ratingagenturen“.

Auch weil dieser Bereich auf Grund einer drohenden Herabstufung der EU durch die Ratingagentur Moody’s noch stärker im medialen Fokus stand als zuvor, fesselte Niedostadeks Vortrag sofort. Er machte deutlich, dass es sich beim Rating um eine isolierte Beurteilung - oft in Schulnotenform - handelt und anders als beim „Ranking“ nicht um eine Reihenfolge. „Im Grunde wird alles ‚geratet‘: Angefangen von Staaten über Unternehmen, insbesondere Banken, bis hin zu Umweltaktivitäten“, erklärte der Dozent. Oftmals ginge es darum, die Kreditwürdigkeit zu prüfen. „Der Markt, die Investoren, wollen eine Einschätzung haben“, betonte der gebürtige Westfale.

Die bekannten Agenturen wie Moody’s und Standard & Poor’s erschienen als komplexe Gebilde mit langer Vergangenheit, deren Wurzeln sich bis in den Wilden Westen zurückverfolgen lassen. „Während der Erschließung Nordamerikas war die Einschätzung von Gefahren auch für Pioniere von Bedeutung“, so der Halberstädter Professor, der auch den internationalen Master of Laws (LL.M) inne hat. Die Gründer der Agenturen prüften Eisenbahngesellschaften und bewerteten diese, um zu verdeutlichen, ob eine Investition lohnenswert wäre.

Die Ratings heutzutage sind sehr komplex. So nutzen die Agenturen nicht nur Firmeninterna, sondern auch öffentlich zugängliche Informationen. „Sie wollen transparent sein, fungieren aber ähnlich einer ‚Black Box‘, denn wie ein Ergebnis zustande kommt, bleibt ihr ‚Betriebsgeheimnis‘“, erläuterte der erfahrene Hochschullehrer, selbst ehemaliger Banker. Er zeigte auch Verständnis für die oft Gescholtenen: „Sie können nur die vorhandenen Informationen nutzen. Die Aussage, ob diese auch korrekt sind, wäre Aufgabe von Wirtschaftsprüfern“, erklärte er. Außer Frage steht ihre Reichweite: „Neuigkeiten aus dem Rating-Bereich haben einen hohen Einfluss, selbst die bloße Androhung einer Herabstufung hat Nachrichtenwert.“ Allerdings stellte der Experte klar, dass ein großes Interesse an korrekter Arbeit und seriöser Berichterstattung besteht: „Ratingagenturen haben nur ihre Reputation! Wenn das Vertrauen weg ist, ist im Grunde das Geschäftsmodell dahin.“

Während der abschließenden Diskussion legten die Teilnehmer „den Finger in die Wunde“, wie der Dozent anerkennend feststellte. Zur Frage nach einer europäischen Ratingagentur meinte Niedostadek: „Seit 1988 existieren Bestrebungen dahingehend, nun gibt es neue Entwicklungen, eventuell erfolgt die Gründung als Stiftung“, so der Referent. Auch sei die Schärfung rechtlicher Rahmenbedingungen und die Offenlegung von Interessenkonflikten notwendig – gerade hinsichtlich der erforderlichen Transparenz. „Bleiben Sie dem Thema gewogen, da wird sich noch eine Menge entwickeln“, gab er seinen Zuhörern mit auf den Weg.

Die nächste Vorlesung der GenerationenHochschule findet am Dienstag, dem 9. Oktober, von 17 bis 19 Uhr, im AudiMax auf dem Wernigeröder Campus statt. Prof. Dr. Hardy Pundt vom Fachbereich Automatisierung und Informatik der Hochschule Harz spricht zum Thema „Das Bild unseres Planeten - über Entstehung und Funktion von Karten gestern und heute“. Für die Teilnahme ist eine Registrierung unter www.generationenhochschule.de notwendig, hier können ebenso zusätzliche Informationen und Bildmaterial abgerufen werden.