Am Montag, 27. Februar, machte Bernd Volk eine schreckliche Entdeckung. Als Angestellter einer Sicherheitsfirma, die das Wernigeröder Hochschulgelände bewacht, bot sich ihm bei seinem frühmorgendlichen Dienstantritt ein brutales Bild. Ein ausgewachsener Karpfen war aus dem Hochschulteich vor der Rektoratsvilla entwendet worden, um ihn zu töten und geschmacklos in der Campus-Skulptur „Tasse“ vor Gebäude 4 zu platzieren. Dass die Tat geplant war, scheint sicher. Der oder die Täter hatten zusätzlich ein Schild mit einem aufwendig geklebten Schriftzug „Nicht füttern“ angebracht.
Die Hochschulangehörigen sind fassungslos angesichts solcher Bösartigkeit. „Das Tier war sicher weit über 20 Jahre alt. Man sieht seiner langen aber gedrungenen Form das Leben in unserem recht flachen Teich an. Das maximale Alter der Karpfen liegt bei etwa 50 Jahren. Einen natürlichen Tod schließen wir aus, weil das Blut nach dem ‚Ausstaffieren‘ noch aus dem Tier lief, anderenfalls wäre es sicher schnell im Körper geronnen“, erklärt Hochschul-Pressesprecher Andreas Schneider. Tierfreund Bernd Volk ist betrübt: „Das ist sehr traurig nach all den Jahren. Zu DDR-Zeiten waren wir auf dem Gelände des damaligen FDGB-Ferienheims - dem heutigen Campus - freitags stets tanzen, es war üblich, danach die Karpfen mit der Hand zu füttern, es ist mir unbegreiflich wie jemand jetzt so etwas tun kann“.
Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann ist, wie viele Anwohner auch, häufig in den Abendstunden mit seinem Hund auf dem Campus in Hasserode: „Gegen 23 Uhr am Sonntagabend war noch alles in Ordnung, die Tat muss sich also in der Nacht ereignet haben. Selbstverständlich wurde die Polizei informiert, wir bitten jedoch auch die Bevölkerung um Mithilfe und sind für Hinweise dankbar“. Der Hochschulleiter ist bedrückt: „Unser Campus steht den Bürgerinnen und Bürgern bewusst offen, unsere enge Bindung zur Region - auch durch die Nutzung des Parks - ist uns sehr wichtig. Da müssen wir in Kauf nehmen, dass das Hochschulgelände nicht zu jeder Zeit einhundertprozentig geschützt ist, aber dass sich jemand an Tieren auf dem Campus vergeht, ist wirklich erschütternd. Wir werden die Bewachung nun verstärken und bei Schäden konsequent gegen Verursacher vorgehen“, so Willingmann.