Am Mittwoch, dem 6. April 2011, lud die Hochschule Harz um 19 Uhr alle Kunstinteressierten zur Vernissage der Ausstellung „I`m sure that Walter Gropius must have been in Carrara – Geometrie einer Landschaft“ des Künstlers Torsten Paul in die Rektoratsvilla auf dem Wernigeröder Campus ein. Der Hannoveraner präsentiert in seinen Bildern eine ungewöhnliche, aber faszinierende Komposition von strenger Architektur im Bauhausstil in Dialog mit dem Erscheinungsbild der Marmorsteinbrüche im italienischen Carrara.
„Marmorprodukte aus Carrara sind weithin bekannt“, begrüßte Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann die neugierigen Gäste. „Aber nur wenige sind sich der dafür erforderlichen massiven Eingriffe in die Landschaft bewusst. Indem Torsten Paul seinen Gefühlen dazu Ausdruck verleiht, ist diese Ausstellung in gewisser Weise auch eine Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit.“
„Ich möchte Ihnen das Bauhaus von einer Seite näherbringen, die nicht in den Lehrbüchern abgedruckt ist“, so der Künstler selbst. „Eine Seite, die vielleicht auch etwas traurig ist.“ Durch Zufall habe er die kühle, geometrische Architektur des Bauhausstils in den Steinbruchlandschaften von Carrara wiedergefunden und versucht, diese verblüffende Ähnlichkeit in seinen Werken widerzuspiegeln. Tatsächlich lässt sich bei näherer Betrachtung eine erstaunliche Analogie feststellen, die den Anschein erweckt, der Gründer des Bauhaus selbst, Walter Gropius, habe sich von den Marmorlandschaften inspirieren lassen. Neben dieser künstlerischen Seite stellen die Bilder jedoch auch eine Anspielung auf den heute verschwenderischen Umgang mit Marmor dar. „Früher konnte man sich in diesen glitzernden, beeindruckenden weißen Landschaften verlieren. Aber die Menschen haben das Staunen verlernt. Heute steht vorrangig das Geschäft im Mittelpunkt und die Sinnlichkeit ist leider verloren gegangen“, merkte Torsten Paul nicht ohne einen gewissen Anflug von Bitterkeit in der Stimme an.
Anschließend las der Künstler Geschichten aus seinen Tagebüchern, die insbesondere seine zahlreichen Aufenthalte in den Steinbrüchen von Carrara wiedergeben. Ein Rundgang mit Torsten Paul selbst rundete den Abend ab.
Neugierig Gewordene sind herzlich eingeladen, sich diese spannende Ausstellung auf dem Wernigeröder Campus anzusehen. Die Villa ist montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr für jeden Kunstinteressenten geöffnet, der das Staunen noch nicht ganz verlernt hat.