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Landesliteraturtage in der „Papierfabrik“ der Hochschule Harz

Bild (v.l.n.r.): Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann begrüßte anlässlich der 24. Landesliteraturtage Sachsen-Anhalts die Autoren Dieter Mucke und Uwe Friesel sowie Kultusminister a.D. Karl-Heinz Reck im „Oppermann-Saal“ der Bibliothek am S
Bild (v.l.n.r.): Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann begrüßte anlässlich der 24. Landesliteraturtage Sachsen-Anhalts die Autoren Dieter Mucke und Uwe Friesel sowie Kultusminister a.D. Karl-Heinz Reck im „Oppermann-Saal“ der Bibliothek am Standort Wernigerode.
Gelesene Geschichte im „Oppermann-Saal“ der Bibliothek auf dem Wernigeröder Campus

Anlässlich der 24. Landesliteraturtage Sachsen-Anhalt fanden auch im „Oppermann-Saal“ der Hochschule Harz verschiedene Lesungen mit ausgezeichneten Autoren statt.

Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann begrüßte kurz nach dem Beginn der Vorlesungen des Wintersemesters am Dienstag, dem 15. September 2015, die Freunde literarischer Kunst in der Bibliothek auf dem Wernigeröder Campus, die zur Lesung „25 Jahre Wiedervereinigung – Ein Vierteljahrhundert im Rückblick und ein Blick voraus“ gekommen waren: „Das Besondere an dieser Doppellesung zur Wiedervereinigung Deutschlands sind die Literaten selbst. Uwe Friesel (geb. 1939) und Dieter Mucke (geb. 1936) sind keine Historiker, sondern Zeitzeugen und Chronisten ihrer Erlebnisse vor, während und nach der politischen Wende in der ehemaligen DDR“, so Hochschulleiter Willingmann.

Mit Dieter Mucke begaben sich die Zuhörer auf eine lyrische Reise durch Abendlandschaften, Herbsttage und Hinterhöfe, sowie satirische und sarkastische Tierwelten, welche der studierte Psychologe und Fotograf in Gedichten heraufbeschwor. Währenddessen las Uwe Friesel ein Essay aus seinem Buch „Zwischen allen Stühlen“ vor. Der gebürtige Braunschweiger ist „ein Grenzgänger im wahrsten Sinne des Wortes. So besuchte er als Schüler bereits die Vereinigten Staaten von Amerika, lebte später in Italien und Schweden“, schilderte Willingmann. Das Essay erzählt die schwierige Begegnung der Ost- und West-Literaten nach der Wiedervereinigung und der Fusion beider Schriftstellerverbände, die Uwe Friesel und der in Leipzig geborene Dieter Mucke Anfang der 90er Jahre im VS-Vorstand gemeinsam betrieben haben. „Die persönliche Freiheit empfanden die ehemaligen DDR-Autoren als ein Gefühl des Alleingelassen-Seins. Erst durch die Zensur bildete sich ein eigener Stil heraus, tiefere Texte zu schreiben und zwischen den Zeilen zu lesen“, beschrieb der Dramaturg aus Westdeutschland die Problematik.

Ergänzend zu der Lesung diskutierten die Autoren, das Publikum und Kultusminister a.D. Karl-Heinz Reck, von 1994 bis 1998 Mitglied der Landesregierung von Sachsen-Anhalt, über die Rolle der Schriftsteller. „Sie sollen nicht nur die Gegenwart beschreiben, sondern eine Zukunft ausmalen und die Veränderung anstreben“, betonte Reck, der selbst jahrelang das politische Geschehen des Landes Sachsen-Anhalt auch als Landtagsabgeordneter mitgestaltete. „Es gibt keine gute Literatur ohne soziales Engagement“, postulierte Reck und regte damit zu einer intensiven Diskussion mit dem Auditorium an.

Am Mittwoch, dem 16. September 2015, lud der International Women‘s Club Wernigerode zu einer Lesung mit Eva Maria Knabenbauer ein. Ähnlich wie die Romane, faszinierte die Biografie der Autorin. Erst spät wurde die gebürtige Ascherslebenerin zur Autorin. Im Jahr 1960 flüchtete die junge Abiturientin aus der DDR und lebte 46 Jahre in England. Nach dem Fall der Mauer besuchte die ehemalige Lehrerin ihre Heimat. „Nach meiner Rückkehr wusste ich, dass ich über meine Erlebnisse schreiben werde“, berichtete Knabenbauer über die Entstehung ihres ersten Buches „Silent Shadow“, aus dem sie las.

Regional wie auch international, politisch wie auch lyrisch zeigten sich die 24. Landesliteraturtage an der Hochschule Harz und stellten einmal mehr unter Beweis, dass eine Hochschule der Mittelpunkt für Kultur und kritischen Diskurs in der Region sein kann.