Am 4. Mai 2010 hielt Justitia im Wernigeröder AudiMax der Hochschule Harz (FH) Einzug. Die GenerationenHochschule brachte „Literatur vor Gericht“. „Der heutige eloquente Dozent ist literarisch interessiert und verbindet dies mit seinem fachlichen Schwerpunkt, dem Schutz von geistigem Eigentum“, so Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann bei der Begrüßung. Referent Vertr.-Prof. Dr. jur. André Niedostadek, LL.M., ist Experte für Privat- und Gesellschaftsrecht am Halberstädter Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz.
Der gebürtige Westfale nahm seine Zuhörer mit auf einen Streifzug durch über 150 Jahre Literatur-, Gesellschafts- und Rechtsgeschichte. Den Anfang machte „Der heilige Antonius von Padua“ von Wilhelm Busch, ein Bestseller im Jahr 1870. Das Buch wurde damals strafrechtlich verfolgt wegen der Herabwürdigung von Religion und dem Verbreiten unzüchtiger Schriften – heute undenkbar. Das anonym verfasste Werk „Josefine Mutzenbacher“ wurde erst Jahre nach der Veröffentlichung verboten, es galt als jugendgefährdend. Doch auch Pornografie kann gewissermaßen Kunst sein, da Kunst nicht näher definierbar ist. „Was zählt nun mehr? Die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst oder der Jugendschutz?“, merkte der Referent an. Ähnlich verhielt es sich mit „American Psycho“ von Bret Easton Ellis, das als gewaltverherrlichend und pervers empfunden wurde. „Es geht immer um eine Abwägung zwischen Kunstfreiheit einerseits und andererseits Interessen wie Persönlichkeits- oder Jugendschutz“, erklärte der Experte. Entsprechend seien Entscheidungen abhängig von den Sichtweisen der Richter bzw. dem Zeitgeist. „Denn Ansichten wandeln sich und was vor zehn Jahren noch für Aufregung sorgte, verblasst mit der Zeit“, so Niedostadek. Ein weiteres großes juristisches Problem in der Literaturwelt ist das Urheberrecht. Selbst Dan Browns Welterfolg „Sakrileg“ hatte mit dem Vorwurf zu kämpfen, es sei ein Plagiat. Dieser wurde jedoch nicht bestätigt.
Nicht alle Gäste kannten die ausgewählten Bücher, dennoch schaffte es der charismatische Dozent, die Thematik verständlich zu erläutern und inspirierte sicherlich so manchen Abstecher in die Buchhandlung. Mit einem „Lesen Sie wohl“ verabschiedete er sich von über 220 begeisterten Hörern.
Die nächste GenerationenHochschule findet am 1. Juni 2010 zum Thema „Wunderwelt der unbelebten Natur: Kristalle, Minerale und Heilsteine – Bildung und Verwendung“ statt, Referent ist Dr. Horst Scheffler vom Besucherbergwerk „Drei Kronen & Ehrt" in Elbingerode. Bereits am 18. Mai 2010 lädt jedoch die GenerationenHochschule aktuell zu einem Vortrag über „Wirtschaftskriminalität – eine Herausforderung für den Staat?“ ein. Referentin ist die ehemalige Staatsanwältin Margrit Lichtinghagen, die durch die Festnahme von Postchef Klaus Zumwinkel bekannt wurde. Anmeldung bitte stets unter www.generationenhochschule.de.