Die altehrwürdige, 112-jährige Rektoratsvilla in Wernigerode ist noch bis Ende September fest in weiblicher Hand. Renate Feuser-Wild präsentiert auf zwei Etagen 30 überwiegend großformatige, farbenfrohe Kunstwerke. „Mit Ausnahme eines Quotenmannes, den es zu finden gilt, zeige ich ausschließlich weibliche Akte“, so die Künstlerin. Die Ausstellung „Momentaufnahme - Der Akt in der Moderne“ wurde am 7. August feierlich eröffnet. Zahlreiche Kunst- und Kulturinteressierte hatten den Weg auf den Campus gefunden. Begrüßt wurden sie von Prof. Dr. Olaf Drögehorn, Prorektor für Informations- und Kommunikationstechnologien sowie E-Learning, der sich freute mit der Bonner Malerin eine Vertreterin seiner Heimatregion, dem Rheinland, willkommen zu heißen.
„Ich will Körpersprache als Ausdrucksform der Seele darstellen, die Schönheit und Eleganz des Körpers und die Gegensätze von Harmonie und Spannung zeigen“, so die Malerin. Ein jeder solle sich selbst einen Eindruck der Werke machen. Dabei spiele auch die Gesichtslosigkeit der Porträtierten und das Weglassen jeglichen Kontextes eine Rolle. „So bleibt die Charakterisierung der Personen ganz bewusst die Aufgabe des Betrachters; die Situation der Gemalten spielt sich in dessen Kopf ab“, so die ehemalige Kinderbuchautorin. In ihren Werken bedient sie sich unterschiedlicher Techniken und Materialien wie Pinsel, Wischtechnik in Öl, Aquarell, Acryl, Tusche und Kohle. „Meine Motive sind Momente des Glücks, der Stille und Geborgenheit; dazu stehen Momente ausgelassener Heiterkeit, Extravertiertheit und purer Bewegungskraft im Kontrast“, so Feuser-Wild, die sich bereits in ihren frühen Zwanzigern mit naiver Malerei beschäftigte. Anschließend studierte sie Soziologie und Pädagogik, später Wirtschaftswissenschaften. Vielfältig inspiriert und durch Peter Rogiers, Dozent an der Kunsthochschule Brüssel, motiviert, nahm sie vor elf Jahren die Malerei wieder auf. Mit Erfolg: Einer ersten Ausstellung mit 120 Akten, die ausgesprochen gute Kritiken erhielt, folgten zahlreiche Weitere, zum Teil mit namhaften Künstlern wie in einer Gemeinschaftsausstellung 2008 mit Armin Müller-Stahl.
Wer sich passend zu den Sommermonaten von den farbenfrohen Akten begeistern lassen will oder sich selbst auf die Suche nach dem einzigen abgebildeten Mann machen möchte, kann die Ausstellung „Momentaufnahme - Der Akt in der Moderne“ noch bis Ende September besuchen. Der Eintritt ist wie immer frei; die Türen der Rektoratsvilla auf dem Wernigeröder Campus sind montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr geöffnet.