Das Kaminzimmer der Rektoratsvilla der Hochschule Harz platzte am Mittwoch, dem 10. April, aus allen Nähten, als sich über 60 Gäste versammelten, um bei der Eröffnung der Ausstellung „Schreiben – die Kunst des Sprachemalens“ nicht nur klassische, kunstfertige Kalligrafie und Landschaftsmalerei zu bewundern, sondern auch eines außergewöhnlichen Blankenburgers zu gedenken. Der Schöpfer der gezeigten Werke - Oswald Wengerodt - hätte 2013 seinen 90. Geburtstag gefeiert. Im November letzten Jahres ist er verstorben.
Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann oblag es in seiner Eröffnungsrede, Oswald Wengerodt zu gedenken: „Wir ehren heute einen großen Lehrer, einen großen Menschen und auch einen großen Harzer“. Er betonte, dass die Verbundenheit des gebürtigen Thüringers mit seiner Wahlheimat und die daraus entstandenen Werke nicht nur „etwas Besonderes“, sondern schlicht ein Lebenswerk seien. Musikalisch untermalt wurde der Abend durch die 19-jährige Violinistin Viktoria Henke, die die ergreifende Stimmung mit Stücken von Mozart, Mendelssohn und Penderecki unterstrich und die Zuschauer immer wieder aufs Neue in ihren Bann zog.
Käthe Hörich, Schülerin von Oswald Wengerodt, hielt eine berührende Rede zu Ehren ihres Mentors, den sie als „lieben Mann, unseren Freund und sensiblen Lehrer“ beschrieb. Er bestach durch seine bescheidene Art und sei allseits sehr geschätzt worden; so auch dafür, dass er bereitwillig seinen unglaublichen Wissensschatz mit seinen Zöglingen teilte und es verstand, die Leidenschaft für Kunst auf seine eigene Art weiterzugeben. Auch wer Wengerodt nicht nahe stand, wurde von ihren tief empfundenen Worten erreicht: „Wir hatten die Ehre, mit ihm zu lernen. In einem einfachen Hinterhof. Stunde um Stunde. Einfach wir. Das waren Sternstunden.“, sagte sie.
Die Ausstellung „Schreiben – die Kunst des Sprachemalens“ bietet allen Interessierten noch bis zum 8. Juni die Gelegenheit, den Zauber von Buchstaben zu bewundern, die nicht aus dem Schreibprogramm des heimischen PCs stammen, sondern die Lebenserfahrung und Leidenschaft des begeisterten Mal-Lehrers spiegeln. Die Türen der Rektoratsvilla stehen den Kunstfreunden montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr offen. Der Eintritt ist frei.