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Trotz vieler Antworten bleiben Fragen zu Atomkraft, Endlagerung und der Situation in Deutschland

GenerationenHochschule aktuell erklärte die Entsorgung radioaktiver Abfälle

Am Dienstag, dem 19. Februar, lud die GenerationenHochschule aktuell zu einem brandheißen Thema auf den Campus ein. Diplom-Geologin Jana Orzechowski sprach über die „Entsorgung radioaktiver Abfälle: Strategien und die aktuelle Situation in Deutschland“. Kanzler Michael Schilling begrüßte die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Universität Clausthal und freute sich über die zahlreichen Besucher, die trotz des plötzlichen Schneefalls den Weg ins AudiMax der Hochschule Harz gefunden hatten.

Die Referentin erklärte die Herkunft und Klassifizierung von radioaktivem Abfall sowie dessen Aufkommen in Deutschland. Neben der Energiegewinnung in Atomkraftwerken entstehe in der Medizin, bspw. bei der Chemotherapie, radioaktiver Abfall. Abgebrannte Brennstäbe aus Kernkraftwerken seien jedoch aufgrund der hohen Strahlung zunächst nicht transportfähig. Nach dem Abklingbecken und der Beförderung zur Zwischenlagerung strahlen diese Abfälle mehrere Jahrhunderte.

Orzechowski erläuterte die Vor- und Nachteile verschiedener Entsorgungsstrategien. Neben der direkten Entsorgung besteht zunächst die Möglichkeit der Aufbereitung. Dabei werden die chemischen Elemente Plutonium und Uran von den nicht mehr verwendbaren radioaktiven Abfallstoffen getrennt. In kleine Teile zerschnitten, werden die Inhalte der Brennstäbe hierfür in Salpetersäure aufgelöst. Ein Extraktionsmittel ermöglicht die Trennung der Stoffe und die teilweise Wiederverwendung. Der verbleibende Rest wird verglast. In Deutschland findet keine Wiederaufarbeitung mehr statt, sondern es wird die „direkte Endlagerung“ in tiefen geologischen Formationen verfolgt. Die Verbringung in der Tiefsee oder im Weltraum konnte einer Risiko- sowie Kosten-Nutzen-Prüfung nicht standhalten. Zur Endlagerung in Europa werden Salz, Ton und kristalline Gesteine in Betracht gezogen. In Deutschland wird Salz favorisiert, auch Ton kommt in Frage. Kristalline Gesteine wären zwar ebenso eine Möglichkeit, da diese hier jedoch nur stark geklüftet vorliegen, wird sich kaum auf diese Option konzentriert.

Unter dem Begriff Endlagerung fokussierte die Dozentin speziell die Bergwerke Asse und Gorleben. Neben Morsleben und Konrad stellen diese die größte Herausforderung für die Bundesrepublik dar. Nachdem im Bergwerk Asse von 1972 bis 1978 radioaktiver Müll eingelagert wurde, fand man 2008 kontaminierte Salzlauge. Es musste nach neuen Möglichkeiten der Lagerung gesucht werden. Welche Lösungsansätze existieren, erläuterte Orzechowski ausführlich. „Man entschied sich für die Rückholung, deren geschätzte Dauer beträgt jedoch 35 bis 40 Jahre! Dazu müssen die mit radioaktiven Abfällen gefüllten Kammern erst wieder geöffnet werden“, so die junge Wissenschaftlerin. Eine erste Bohrungen fand 2012 statt, doch zunächst konnte die Kammer nicht gefunden werden; die geplante Rückholung soll nun im Jahr 2036 beginnen. Gorleben sei ein weiteres großes Thema. Das Bergwerk wird bezüglich der möglichen Nutzung als Endlager geprüft. Bis dahin liegen 113 Castor-Behälter im zugehörigen Zwischenlager.

Das Publikum zeigte sich interessiert und kritisch gegenüber der aktuellen Situation in Deutschland. „Es ist schon erstaunlich, dass so was nicht ausreichend kommuniziert wird. Dabei zahlen wir alle den Preis dafür. Sei es finanziell oder gesundheitlich. Danke an die GenerationenHochschule und Frau Orzechowski für diese ausführlichen Informationen“, kommentierte ein Besucher aus Wernigerode.

Die nächste GenerationenHochschule zum Thema „Recht im Sozialismus – Justiz in der DDR und deren Aufarbeitung“ von Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann findet am Dienstag, dem 19. März, von 17 bis 19 Uhr, statt. Im Anschluss werden bei der Vernissage der Plakatausstellung „Jugendopposition in der DDR“ weitere Aspekte dieses spannenden Themas erlebbar. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei; es ist lediglich eine Registrierung zu jeder Vorlesung unter www.generationenhochschule.de nötig. Hier sind sowohl das Jahresprogramm als auch fotografische Impressionen verfügbar.