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Vielzitiert und sperrig - Nachhaltigkeit ist trotzdem „sexy“: 1. Nachhaltigkeitstag der Hochschule Harz bringt Interessierte und Experten auf dem Campus zusammen

Zum ersten Mal richtete die Hochschule Harz am Mittwoch, dem 18. April, einen „Nachhaltigkeitstag“ aus, die Organisatoren freuten sich über ein interessiertes Publikum bestehend aus über 100 Studierenden, Professoren und Mitarbeitern sowie Bürgerinnen und Bürgern der Region. Einen Tag lang drehte sich auf dem Wernigeröder Campus alles um die drei Dimensionen des vielzitierten Begriffes: sozial, ökologisch und ökonomisch verträgliches Handeln. Während das Thema am Vormittag in 22 Vorlesungen an allen drei Fachbereichen eingebunden war, diskutierten ab 14 Uhr namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft über die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit - nicht nur an Hochschulen. Eine umfangreiche Poster-Ausstellung, die Einweihung der neuen Photovoltaikanlage der Hochschule Harz sowie Aktionen der studentischen Initiativen und des Studentenwerks Magdeburg begleiteten diesen Tag.

Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann eröffnete die Vortragsveranstaltung im AudiMax und dankte insbesondere den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Hochschule Harz, die sich für die Etablierung des Tages stark gemacht hatten, darunter Prof. Dr. Andrea Heilmann, Hochschullehrerin für „Umwelttechnik/ - management“ und Leiterin der AG sowie Frauke Gerlach, Laboringenieurin und Hauptorganisatorin der Veranstaltung. „Der Begriff Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Es geht dabei um nicht weniger als den Schutz der Lebensgrundlagen von heute, morgen und übermorgen. Dem hat sich die Hochschule nicht nur in ihrem Leitbild verschrieben, sondern verankert das Thema auch auf dem Campus, in Forschung, Lehre und Kommunikation“, so der Hochschulleiter.

Im Anschluss verlas Verena Wackershauser, Studentin der Wirtschaftspsychologie, ein Grußwort von Ursula Heinen-Esser, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Undine Kurth fragte daraufhin in ihrem Referat: „Wo stehen wir auf dem Weg zur Nachhaltigkeit? Welche Kompetenzen brauchen Studienabsolventen, um an der nachhaltigen Entwicklung mitzuwirken?“. Dabei warnte sie vor dem inflationären Gebrauch des Wortes, noch würden zu viele Menschen reden, zu wenige handeln. Die stellvertretende Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen sprach sich zudem für ein staatliches Nachhaltigkeitssiegel aus. Prof. Dr. Georg Müller-Christ, Sprecher der AG „Hochschulen und Nachhaltigkeit“ des Runden Tisches der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, erklärte im Anschluss, dass es an jedem Einzelnen hänge, wie schnell die Etablierung von Nachhaltigkeit in allen Bereichen „an Fahrt aufnimmt“. Zudem beklagte der Konrektor für Lehre und Studium der Universität Bremen: „Wir bieten jungen Leuten eine Multi-Options-Gesellschaft und verlangen dann, dass sie diese anhand ihrer Werte nicht nutzen, weil dies zu umweltfeindlich oder moralisch fragwürdig wäre“.

Die anschließende Diskussionsrunde, moderiert von AG-Mitglied Prof. Dr. Folker Roland, Prorektor für Studium, Lehre, Weiterbildung und Qualitätsmanagement an der Hochschule Harz, drehte sich um den Beitrag der Hochschulen zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft, dafür wurden zusätzlich Mandy Singer-Brodowski, Mitbegründerin des Netzwerks studentischer Nachhaltigkeitsinitiativen und Susann Krügel, Absolventin der Hochschule Harz und Doktorandin an der University of Surrey in Großbritannien, auf dem Podium begrüßt. Singer-Brodowski, aktuell Mitarbeiterin des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt und Energie, warb insbesondere für die institutionelle und individuelle Förderung von Engagement und ermunterte Studierende sich für das Thema einzusetzen, denn „Nachhaltigkeit ist sexy!“. Krügel, lange Leiterin eines Programms für nachhaltige Tourismusförderung in London, sprach sich dafür aus, Tourismus mehr als entwicklungspolitische denn als wirtschaftliche Aktivität zu sehen. „Ethik und Wirtschaftsethik sollten Pflicht sein für Studierende, das Verständnis dafür was gut und richtig ist, muss verstärkt gefördert werden“, so die 30-Jährige. Auch Peter Gaffert, Oberbürgermeister der Stadt Wernigerode, saß auf dem Podium, der studierte Forstwissenschaftler erläuterte die Entstehung des Begriffes, der ursprünglich aus seinem Studienbereich stammt und erklärte das hohe Interesse seiner Stadt an Naturschutz und Nachhaltigkeit. Dabei zeigte er auch aktuelle Problemstellungen im Tourismusbereich auf, wie die verbesserungswürdige Bahnanbindung Wernigerodes.

Ein weiteres Highlight war die Einweihung der neuen Photovoltaikanlage auf dem Dach der „Papierfabrik“. Durch die Initiative des Vereins „HS Harz Solar e.V.“ war bereits 2011 eine Anlage mit einer Fläche von 40 qm und einer Leistung von 5,6 kW angebracht wurden, neu dazu kam jetzt eine Fläche von 200 qm mit einer Leistung von 29 kW. Musikalisch begleitet wurde die Einweihung von Andreas Schubert von der Firma PSFU, passend zum Song „Here comes the sun“ konnte dieser auch tatsächlich die Sonne hinter den Wolken vorlocken.

Auch die begleitenden Aktionen zeigten Wirkung und sorgten für Denkanstöße. Nachdem der „Tag ohne Fleisch“ in der Mensa den Gaumen vegetarisch gekitzelt hatte, konnten die Mitglieder der studentischen Initiativen beim Wettbewerb „Wer erzeugt in fünf Minuten am meisten Energie?“ auf einem am Fachbereich Automatisierung und Informatik umgebauten „Trimm-dich-Fahrrad“ um den Sieg strampeln. Wem das nicht genug war, der hatte ab 18:30 Uhr mit den Sportfreunden der Hochschule Harz beim Sportkurs-Marathon die Chance, in drei Stunden den Körper mit Salsa, Zumba und Kick-Boxing nachhaltig zu stählen. Auch bei der Ausstellung der Nachhaltigkeitsprojekte ging es sportlich zu. Während der gesamten Veranstaltung konnte Laboringenieur Steffen Braune kaum Luft holen, so viele Interessierte wollten das kettenlose Elektro-Fahrrad, das von der IAI GmbH und der Hochschule Harz in Zusammenarbeit mit der MIFA AG entwickelt wird, testen. Dreizehn weitere Poster und Exponate, z.B. zum Energiemanagement auf dem Campus, Nachhaltigem Harztourismus, zur Studienrichtung Erneuerbare Energien oder zu „Lichtverschmutzung – der schleichende Verlust der Nacht“, zeigten den Besuchern die Vielseitigkeit des Themas und das Engagement der Hochschulangehörigen.

Nach einem langen, eindrucksvollen Tag war es an Prof. Dr. Andrea Heilmann ein Resümee zu ziehen. „Wir tragen eine besondere Verantwortung als Lehrende, wir bilden zukünftige Entscheider aus, diese brauchen Werte, Wissen, Kompetenzen und wir brauchen engagierte Mitstreiter“, so die Leiterin der AG Nachhaltige Hochschule Harz, die gleichzeitig ihren vielen Mitstreitern, zu denen Studierende, Mitarbeiter und Professoren gehören, dankte. Sie wünsche sich mehr Einbindung in die Region, da der Nachhaltigkeitsbegriff so greifbar und erlebbar werde, auch müsse man noch kreativer sein, um mehr Menschen zum Mitmachen zu bewegen. „Der Weg zur ‚Marke Nachhaltigkeit‘ an der Hochschule Harz, zum Alleinstellungsmerkmal, ist nun aufgezeigt, wir sind sichtbar geworden, jetzt heißt es Potentiale weiter auszubauen, damit das Thema bei allen präsent ist“, so Heilmann. Der Erfolg des 1. Nachhaltigkeitstages freute sie sehr: „Es beschäftigen sich mehr Menschen mit dem Thema als man glaubt, wir sind auf dem richtigen Weg“.