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Vortrag über „Facebook-Demokratie“ traf auf großes Interesse

GenerationenHochschule im April 2014 zum Thema „Auf dem Weg in die ‚Facebook-Demokratie‘? - Zum Einfluss von Social Media auf die Politik“ mit Prof. Dr. Jens Weiß vom Halberstädter Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz.
GenerationenHochschule beleuchtet Gefahren und Chancen von Social Media für die Politik

Pünktlich zum Monatsbeginn am 1. April 2014 öffnete das Wernigeröder AudiMax seine Türen für 200 Besucher der GenerationenHochschule. Prof. Dr. Jens Weiß vom Halberstädter Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz referierte zum Thema „Einfluss von Social Media auf die Politik“ und erörterte, wie weit wir tatsächlich von der „Facebook-Demokratie“ entfernt sind.

„Die Begeisterung für Social Media ist ungebrochen und erweckt mitunter den Anschein einer blinden Euphorie – es ist erstaunlich, wie viele in diesen Netzwerken aktiv Inhalte mitgestalten und persönliche Informationen preisgeben“, so Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann. Gleichzeitig nutzte Willingmann die Gelegenheit, dem Referenten für sein Engagement zu danken und hob hierbei hervor, dass er als Hochschullehrer für Verwaltungswissenschaften ein wichtiger Motor für die Ausbildung der „Beamten von Morgen“ sei.

Jens Weiß begann seinen Vortrag mit der frühen Historie des Internets und erläuterte die verschiedensten digitalen Plattformen, auf denen tagtäglich Bürger aus aller Welt mitdiskutieren. Die Zuhörer konnten sich an einer digitalen Abstimmung beteiligen und im speziell für die Vorlesung eingerichteten Forum unter Fantasienamen kommentieren. Der Dozent konzentrierte sich auf die politische Dimension des „Web 2.0“ - so werde mit wachsender Beliebtheit auch in Blogs, Foren sowie auf Facebook und Twitter debattiert und am Weltgeschehen teilgenommen. „Ein gemeinschaftliches Interesse kann sich schnell zu einer E-Petition entwickeln, wie etwa im Fall des Moderators Markus Lanz. Meinungen werden im Rekordtempo transportiert, oftmals wird aber auch oberflächlich diskutiert“, so der Wissenschaftler. Weiterhin wies Weiß darauf hin, dass kleinere Interessensgruppen durch das Internet in der Lage seien, auch für eher „exotische“ Forderungen eine beachtliche Unterstützung zu generieren.

Der Professor erklärte, dass die sogenannte „E-Partizipation“ (elektronische Beteiligung) in den etablierten Medien an Gewicht gewinnt und wie sich die Bedeutung von Informationen durch Social Media wandelt. Immer mehr Online-Phänomene werden bis in die Print-Medien getragen. Eine bemerkenswerte Entwicklung, da diese vermeintlichen Kollektiventscheidungen aus nichtrepräsentativen Abstimmungen hervorgehen. „Als problematisch erachte ich, dass Online-Diskussionen schnell eskalieren. Gesprächsverläufe werden unglaubwürdig und es wird sich oftmals nicht auf die bestmögliche Alternative geeinigt“, so Weiß. Für ernst zu nehmende und demokratische Abstimmungen genügten die existierenden Plattformen und Kanäle nicht, wobei sich – wie im Fall der US-Präsidentschaftswahlen – bereits in strategischen Fragen auf Social Media verlassen werde. Weiß, selbst Autor von einschlägigen Publikationen, kam zum Vortragsende auf seine Eingangsfrage, inwieweit wir uns auf dem Weg in die „Facebook-Demokratie“ befänden, zurück. „Die Beteiligungsquoten bei Online-Abstimmungen wie zum Beispiel bei Bürgerhaushalten sind gering und in der Regel nicht repräsentativ. Mit der pauschalen Erwartung, das Internet bzw. die Online-Partizipation könne die Demokratie stärken, ist also sehr kritisch umzugehen“, so der Experte.

Auch beim Publikum war neben großem Interesse begründete Skepsis zu spüren. Volkhard Menke gefiel der aktivierende Vortrag, jedoch betonte er, dass er generell einer Online-Abstimmung kein Vertrauen schenken würde: „Diese Verfahren bringen Gefahren mit sich, die man nicht ausschließen kann“, so der Wernigeröder. Günther Grundlach aus Tanne stimmt zu und äußerte seine Bedenken, dass die Informationen in falsche Hände geraten oder mangelhaft überprüft werden könnten.

Die nächste Vorlesung der GenerationenHochschule findet am Dienstag, dem 6. Mai, erneut von 17 bis 19 Uhr, im AudiMax („Papierfabrik“, Haus 9) auf dem Wernigeröder Campus statt. Prof. Dr. Ulrich Fischer-Hirchert vom Fachbereich Automatisierung und Informatik der Hochschule Harz spricht über das hochaktuelle und vieldiskutierte Thema: „Demografischer Wandel im Harz“ und erläutert „Chancen, Risiken und mögliche Strategien durch intelligente Technologienutzung“. Die Teilnahme ist kostenfrei, die Anmeldung erfolgt unter www.generationenhochschule.de.