Einmal mehr war das Wernigeröder AudiMax am Dienstag, dem 6. November, anlässlich der GenerationenHochschule gut besucht. Knapp 200 Teilnehmer interessierten sich für das ernste und gleichzeitig hoch relevante Thema. Diplom-Theologe Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur e.V., und Anna-Lena Körner, Studentin des Tourismusmanagements und ausgebildete Bestattungsfachkraft, referierten über den Tod sowie Wandel und Bedeutung der Bestattungskultur. Ihr Vortrag unter dem Titel „Vorsorge – eine Sorge weniger – von der beruhigenden Gewissheit elementare menschliche Themen von Tod und Sterben geregelt zu haben“ beleuchtete einen Bereich, der in der heutigen Gesellschaft oftmals ein Tabu darstellt.
„Kultur begann, als Menschen anfingen, einander zu bestatten“, mit dieser Aussage stellte Oliver Wirthmann gleich zu Beginn die Bedeutung des Ritus heraus. Schon der Grieche Perikles hatte erklärt: Ein Volk werde danach beurteilt, wie es mit seinen Toten umgehe. Die Entwicklung der Bestattungskultur spiegele deshalb auch die Entwicklung der Kultur im Allgemeinen wider. Während es im Mittelalter von besonderer Bedeutung war, dicht bei den Heiligen, in der Nähe der Kirche, begraben zu sein, steht heute die Individualität im Vordergrund. Dies zeigt sich auch in der Entwicklung weg von der klassischen Erdbestattung hin zu alternativen Formen: Feuerbestattungen werden immer beliebter, Grabeskirchen für Urnen, Friedwälder oder Seebestattungen bieten neue Möglichkeiten und auch Extravagantes, wie Weltraum- oder Diamantbestattungen, steht zur Auswahl.
Wirthmann beschrieb das Grab als „äußeres Zeichen tieferer Wirklichkeit“ und betonte die Wichtigkeit eines Ortes, welcher der Trauer Raum gibt. Er zeigte Möglichkeiten auf, den Abschied selbst zu bestimmen und finanziell durch eine Treuhandeinlage oder Sterbegeldversicherung vorzusorgen. Abschließend ermutigte der Referent die Gäste dazu, sich trotz der Angst, die mit dem Thema Tod verbunden ist, damit auseinanderzusetzen und Vorsorge zu treffen, um „sich selbst und der Familie eine Sorge abzunehmen“.
Nach einer kurzen Pause sprach Anna-Lena Körner aus der Sicht einer gelernten Bestatterin, die dank des Bestattungsinstitutes ihrer Familie mit dem Thema groß geworden ist, über Abschiednahme und Vorsorge. Mit einem Augenzwinkern schaffte sie das Bild des gruseligen Bestatters ab und zeigte auf, weshalb ihr dieser Beruf so viel bedeutet: Man sei vor allem Seelsorger und Wegbegleiter der Trauernden. Gleichzeitig übernimmt der Bestatter die Aufgabe eines Event-Managers, tritt in Dialog mit Gemeinde und Priestern, organisiert die Trauerfeier und übernimmt auch die hygienische Pflege des Verstorbenen.
Wie ihr Vorredner betonte die Studentin, dass eine Bestattungsvorsorge hilfreich und beruhigend ist, und eine Möglichkeit gibt, sein Dasein bis hin zum Lebensende selbst zu bestimmen. Teilweise mache es sogar Spaß, über die Feier nachzudenken, darüber, welche Musik gespielt werden soll und was man seinen Angehörigen vielleicht noch mit auf den Weg geben will.
Bilder eines Projektes mit dem Titel „Einmal Jenseits und Zurück“, bei dem die unterschiedlichsten Menschen gebeten wurden ihren Koffer für die „letzte Reise“ zu packen, regten das Publikum zum Nachdenken an. Anhand dieses Beispiels zeigte die angehende Tourismusexpertin wie spannend und schön es sein kann, sich auf die Endlichkeit des Lebens und darauf, was jedem Einzelnen wichtig ist, zu besinnen. Mit den auffordernden Worten „Packen Sie doch einmal Ihren Koffer für die letzte Reise“, entließ die 26-Jährige ihre Zuhörer.
Die nächste Vorlesung der GenerationenHochschule findet am Dienstag, dem 4. Dezember, von 17 bis 19 Uhr, im AudiMax auf dem Wernigeröder Campus statt. Prof. Dr. Elisabeth van Bentum vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Harz gibt einen Einblick in „Aktuelle Herausforderungen der Personalarbeit“.