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Walter Gropius‘ „Hallenser Stadtkrone“ in der Rektoratsvilla zu sehen

Bild: Vernissage zur Ausstellung „Eine Stadtkrone für Halle Saale – 3D Interpretationen der Entwürfe von Walter Gropius“ in der Rektoratsvilla der Hochschule Harz.
Bild: Vernissage zur Ausstellung „Eine Stadtkrone für Halle Saale – 3D Interpretationen der Entwürfe von Walter Gropius“ in der Rektoratsvilla der Hochschule Harz.
Professor der Hochschule Harz zeigt Symbiose aus zeitloser Architektur und 3D-Technik

Noch bis Mitte August können Kunst- und Architekturfreunde in der Rektoratsvilla auf dem Wernigeröder Campus einen virtuellen Spaziergang wagen. Unter dem Titel „Eine Stadtkrone für Halle Saale – 3D Interpretationen der Entwürfe von Walter Gropius“ wird ein nie realisiertes Werk des Bauhaus-Gründers (1883 – 1969) erlebbar gemacht: Ein Kultur- und Sportzentrum, das einst – wie hängende Gärten – auf dem Heinrich-Heine-Felsen über der Saale thronen sollte.

Hinter dem Projekt stehen Experten dreier Hochschulen: Christine Fuhrmann von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus bringt ihr Know-how zu Stadtplanung und Architektur ein; die Visualisierung übernehmen Prof. Bernd Hanisch von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, und Prof. Daniel Ackermann, Hochschullehrer in den Studiengängen Medieninformatik sowie Medien- und Spielekonzeption an der Hochschule Harz.

Anlässlich der Vernissage am 17. Juni erklärte Ackermann die Hintergründe des ambitionierten Projektes: „Ende der 1920er-Jahre forderte ein Wettbewerb die bedeutendsten Architekten des ‚Neuen Bauens‘ auf, eine ‚Stadtkrone‘ für Halle zu entwerfen. Auch Walter Gropius beteiligte sich – erfolglos. Ein Gewinner wurde nicht ermittelt, denn es wurden nur ‚zweite‘ Plätze vergeben und zu einer Neuausschreibung kam es nicht.“ Nur wenige Jahre später emigrierte der Mitbegründer der modernen Architektur im Zuge der Verfolgung durch die Nationalsozialisten nach England und später in die USA. „Von der Harvard University, an der Gropius lehrte, erhielten wir die Blaupausen, Skizzen und teils schon digitalisierten Pläne, die wir brauchten, um seine Ideen nach über 80 Jahren modern inszeniert ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen“, berichtet der Alumnus der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.

Besucher der Ausstellung erblicken an den Wänden der altehrwürdigen Wernigeröder Villa Abbildungen zeitloser Architektur, die auf computergestützten 3D-Visualisierungen basieren. Von beliebigen Standpunkten aus wirft der Betrachter einen virtuellen Blick auf und in das noch heute futuristisch anmutende Kultur- und Sportzentrum. Dort warten u.a. Museen, ein Konzertsaal, ein Stadion und eine Turnhalle mit Ruderbecken. Ackermann schildert: „Eine besondere Herausforderung war der ‚3D-Nachbau‘ des Konzertsaals. Auch Überraschungen gab es; wir fanden diverse perspektivische Zeichnungen in den Unterlagen – stammen diese vielleicht von Gropius selbst?“. Der Hochschullehrer für die Produktion interaktiver Medien und das Design multimedialer Schnittstellen ist ein Bauhaus-Fan: „Die qualitative Verdichtung und Vereinigung von Kunst und Handwerk begeistert mich.“

Geld verdienen kann das Trio mit dem Projekt nicht. Der Antrieb ist ein anderer: „Wir alle müssen uns fragen: Wie möchten wir leben in einer Stadt? Gropius wollte das einfache Volk teilhaben lassen, seine Visionen sind auch heute noch sozial und funktional; weit weg von ‚Prunkbauten‘.“ Der gebürtige Merseburger stellt klar: „Wir wollten zeigen, was hätte entstehen können, wäre Walter Gropius nicht vertrieben wurden. Die Nazis haben Menschen und Kulturgut – auch potentielles – vernichtet.“

Das Projekt läuft noch bis 2019; in dem Jahr feiert das Bauhaus sein 100-jähriges Jubiläum. Daniel Ackermann und seine Mitstreiter feilen weiter akribisch an ihrem Werk. „Nun steigen wir ein in die Detaillierung der einzelnen Bilder, arbeiten an den Strukturen, der Texturierung, Ausleuchtung und der Navigation im 3D-Modell“, so der 42-Jährige. Weitere Ausstellungen sind geplant. Auch am Wernigeröder Fachbereich Automatisierung und Informatik sollen die Studierenden von spannenden Anknüpfungspunkten in der Lehre profitieren. „Ich bin der Hochschule Harz sehr dankbar, dass sie dieses Vorhaben so intensiv unterstützt“, betont der junge Professor.

Die Ausstellung „Eine Stadtkrone für Halle Saale – 3D Interpretationen der Entwürfe von Walter Gropius“ ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr in der Rektoratsvilla auf dem Wernigeröder Campus zu sehen; der Eintritt ist wie immer frei.