Pressemitteilungen

Wanderausstellung an der Hochschule Harz beleuchtet das Leben Lothar Kreyssigs

Prof. Martin Kreyßig (l.) und Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann bei der Vernissage der Ausstellung „Lothar Kreyssig, 1898 - 1986, Richter - Bauer – Kirchenmann“ an der Hochschule Harz.
„In einer Diktatur Widerstand zu leisten, dazu bedarf es großen Mutes“

Anlässlich der Eröffnung der Wanderausstellung „Lothar Kreyssig, 1898 - 1986, Richter - Bauer - Kirchenmann“ kamen über 30 Interessierte am Mittwoch, dem 15. Oktober 2014, ins Foyer der „Papierfabrik“ auf den Wernigeröder Campus. Unter Trägerschaft des Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrums der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Stiftung Lothar-Kreyssig-Friedenspreis des Kirchenkreises Magdeburg, widmen sich sieben Schautafeln dem facettenreichen Leben eines Mannes, der wesentliche Epochen jüngerer deutscher Geschichte erlebt und darin bis heute sichtbare Spuren hinterlassen  hat.

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, so zitierte Prof. Dr. Armin Willingmann, Rektor der Hochschule Harz, in seiner Eröffnung den Philosophen Theodor W. Adorno und betonte damit den hohen Anspruch, sich auch unter bedrängten Umständen den Sinn für das Ethische, Wahrhaftige nicht nehmen zu lassen. Lothar Kreyssig geriet nach 1933 nicht nur einmal in Widerspruch zu den herrschenden Nationalsozialisten, begegnete diesen aber stets mit Zivilcourage und einem unverrückbaren Gewissen. Als Vormundschaftsrichter trat er mutig der Ermordung kranker und behinderter Menschen durch das sogenannte „Euthanasie-Programm“ entgegen und erstattete Strafanzeige gegen die Verantwortlichen wegen Mordes. Bis heute gilt dieser Mut als eines der wenigen Zeugnisse des Widerstandes aus der Justiz gegen die NS-Ideologie und ihren mörderischen Rassismus. Als Bauer betrieb er von 1937 bis 1947 frühzeitig einen Ökohof und versuchte Ehrfurcht vor dem Leben, Bewahrung der Schöpfung und landwirtschaftliche Produktion in Einklang zu bringen. Zudem nahm er von 1945 bis 1970 Einfluss auf das religiöse Leben in Ost und West. Er war leitend in der Evangelischen Kirche Sachsen tätig und veranlasste Bildungs- und Versöhnungsarbeit im Raum von Kirche und Gesellschaft. Die bekannteste ist die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“, die auf Lothar Kreyssig zurückgeht.

Für Rektor Willingmann ist die Hochschule Harz der richtige Ort, sich mit „einer Persönlichkeit auseinanderzusetzen, die bis heute nachwirkt“. Nicht nur weil sich mit Prof. Martin Kreyßig, Hochschullehrer für Digitales Bewegtbild am Fachbereich Automatisierung und Informatik, ein Enkel unter den Mitarbeitern befindet. Für den erfahrenen Professor im Studiengang Medieninformatik war der Großvater Lothar Kreyssig mit seiner Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Neugier, Leidenschaft und Beherztheit „ein Mann der Tat“. Die Ausstellung zeige „einen lebendigen, tatkräftigen, im Alter auch zweifelnden Menschen, der in politisch schwierigen Zeiten viel Mut bewiesen hat“, so sein Enkelsohn.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, einen individuellen Einblick in das Schaffen Lothar Kreyssigs zu erhalten. Die Wanderausstellung ist noch bis Mitte Dezember in der „Papierfabrik“ (Haus 9, Am Eichberg 1) auf dem Wernigeröder Campus zu besichtigen. Der Eintritt ist frei; die Türen der „Papierfabrik“ sind montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Weiterhin widmet sich am Dienstag, dem 25. November 2014, eine weitere Vorlesung der Veranstaltungsreihe GenerationenHochschule aktuell dem Wirken Lothar Kreyssigs unter dem Titel „Ein Lebensbild in zwei Teilen“. Von 17 bis 19 Uhr wird im AudiMax der „Papierfabrik“ neben Dr. Hans-Joachim Döring vom Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland auch Jochen Kreyssig, der Sohn von Lothar Kreyssig, (vorbehaltlich seines Gesundheitszustandes) erwartet. Die Teilnahme an der Vortragsreihe GenerationenHochschule aktuell ist kostenfrei, die Anmeldung erfolgt unter <link http: www.generationenhochschule.de external-link-new-window externen link in neuem>www.generationenhochschule.de.