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Schaffung touristischer Reiseerlebnisse durch Einheimische

Prof. Dr. Sven Groß und Dr. Dominik Huber veröffentlichen neue Studie

Wie nehmen Einheimische ihre Rolle in der Gestaltung touristischer Erlebnisse wahr? Dieser Frage ging Prof. Sven Groß vom Institut für Tourismusforschung an der Hochschule Harz gemeinsam mit Dr. Dominik Huber nach. Die Experten stellen dabei auch Zusammenhänge mit den gegenwärtigen touristischen Herausforderungen im Zuge der Corona-Pandemie her. „Während einige Destinationen von den Touristenströmen praktisch vollständig abgeschnitten sind - man denke hier an Fernreiseziele und Kulturtourismus in urbanen Räumen - werden Hotspots gerade in der Nähe von Metropolregionen aufgrund der Reisebeschränkungen in den Quellenländern von erholungssuchenden Tagesausflüglern teilweise regelrecht überrannt“, so der junge Wissenschaftler Huber.

Daraus ergibt sich ein wachsender Druck auf die touristische Infrastruktur. Auch das Verhältnis zwischen Einheimischen und Gästen kann aus dem Gleichgewicht geraten. Hier setzt das Forschungsprojekt an und untersucht auf Grundlage qualitativer Forschungsmethoden in der Beispielregion Garmisch-Partenkirchen die Interaktionen zwischen Einheimischen und Gästen. Die Forscher entwickelten dabei ein Modell, das zwischen aktiver und passiver Gestaltung der Erlebnisse unterscheidet.

Die Studienergebnisse zeigen, dass ein Zusammentreffen und der Austausch zwischen Gastgebern und Gästen durch veränderte Geschäftsmodelle, Arbeitsmarktentwicklung, Trend zum kürzeren Reisen sowie durch die kulturelle und soziale Verankerung mit der Destination beeinflusst wird. Aus diesem Grund sollten Destinationsmanagementorganisationen die Rolle der lokalen Bevölkerung bei der Schaffung von Reiseerlebnissen stärker berücksichtigen. Effekte wie Gästezufriedenheit und Loyalität zur Destination können durch persönliche Bindungen verstärkt werden. „Digitale Kommunikationskanäle und Management-Tools zum effektiven Innenmarketing könnten hier genutzt werden, um ein besseres gegenseitiges Verständnis im Sinne einer Gemeinwohl-Ökonomie zu schaffen“, so Groß abschließend.

Die Studie ist unter dem Originaltitel „Local residents’ contribution to tourist experiences: A community perspective from Garmisch-Partenkirchen, Germany“ erschienen (Deutsch: Der Beitrag von Einheimischen zu touristischen Reiseerlebnissen. Eine lokale Perspektive am Beispiel von Garmisch-Partenkirchen). Destinationsmanagementorganisationen sowie politischen Entscheidungsträgern können aus den Ergebnissen der Studie Handlungsempfehlungen für ihren Ort ableiten und das Gleichgewicht zwischen Bevölkerung und Gästen verbessern.

Prof. Dr. Sven Groß ist seit fast 15 Jahren Mitglied des New Zealand Tourism Research Institute (NZTRI), das im Rahmen seiner Projekte der lokalen Bevölkerung eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des Tourismus beimisst. Dr. Dominik Huber, der am NZTRI promovierte und nun bei Outdooractive arbeitet, ist sich sicher: „Der Tourismus kann nur dann nachhaltig entwickelt werden, wenn er einerseits durch die lokale Bevölkerung unterstützt wird und anderseits einen positiven Beitrag für die Menschen und die Entwicklung der Region leistet.“