Professor Dr. Frieder Stolzenburg mit einem Octocopter

Neuer Studiengang kombiniert KI mit Ingenieurwesen

Hochschule Harz mit Spezialisierung „Mobile Systeme und Telematik“

Mit AI Engineering startet im Wintersemester 2023/24 ein Studiengang, der die Künstliche Intelligenz (KI) mit den Ingenieurwissenschaften verbindet. Das Konzept des Bachelor-Angebots wurde innerhalb eines Projekts entwickelt, an dem fünf Hochschulen in Sachsen-Anhalt beteiligt sind. So entstanden auch fünf Anwendungsfelder, auf die sich Studierende ab dem fünften Semester spezialisieren können. An der Hochschule Harz ist das die Spezialisierung "Mobile Systeme und Telematik".

Professor Dr. Frieder Stolzenburg ist Prorektor für Forschung und Chancengleichheit an der Hochschule Harz und Partner im Projekt AI Engineering. Als Professor für Wissensbasierte Systeme forscht er seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Er erklärt, warum KI und Ingenieurwissenschaften gut zusammenpassen, warum es das Projekt AI Engineering gibt und was Studierende erwartet, wenn sie sich auf mobile Systeme und Telematik an der Hochschule Harz spezialisieren.

Herr Professor Dr. Stolzenburg, warum beschäftigen Sie sich gerne mit Künstlicher Intelligenz?

Schon seit meiner Schulzeit interessiert mich die Frage, wie Sprache funktioniert. Ich habe dann Informatik mit Anwendungsschwerpunkt Computerlinguistik, also Sprachwissenschaft studiert. Durch die heutige KI-Technologie sind maschinelle Übersetzung und große Sprach-KIs mittlerweile ja tatsächlich Realität geworden. Richtig angewendet, kann KI vieles erleichtern – alltägliche Dinge wie die Suche im Internet mit Hilfe von Suchmaschinen, aber auch Prozesse in Unternehmen.

Wie kann man sich Künstliche Intelligenz in den Ingenieurwissenschaften vorstellen?

KI-Technologien können in größeren und kleineren Unternehmen Prozesse deutlich effizienter machen. Beispielsweise kann bei der industriellen Fertigung durch Bilderkennungs-KI schnell erkannt werden, ob Werkstücke in Ordnung sind oder nicht. Anlagen können optimiert werden auch durch Einsatz von Augmented Reality. Daher werden im Studiengang AI Engineering sowohl KI-Technologien wie Deep Learning als auch Module der Ingenieurwissenschaften vermittelt und das in innovativer, stark praxis- und projektorientierter Form.

Wo wird die Kombination gebraucht, wo können Studierende also arbeiten, wenn sie AI Engineering absolviert haben?

Das Potenzial von KI-Technologien ist meines Erachtens gerade in Industrieunternehmen bisher noch kaum genutzt. Insofern stehen den Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs praktisch alle Türen offen. Es gibt vielfältigste Einsatzbereiche, beispielsweise in der Industrierobotik in großen und kleinen Unternehmen, aber auch im sogenannten Green Engineering und vielem mehr. Das zeigt auch die Bandbreite an wählbaren Vertiefungen im Studiengang AI Engineering.

Wie kam es zum Projekt AI Engineering?

KI ist heutzutage in aller Munde. Vor wenigen Jahren wurde eine Strategie zur Förderung von KI in Deutschland entwickelt. In dem Kontext entstand die Idee, einen Studiengang zu dieser Schlüsseltechnologie gemeinsam zu entwickeln. KI-Forschende aus ganz Sachsen-Anhalt haben sich dann zusammengefunden und einen Antrag beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gestellt – mit Erfolg, worüber wir uns sehr gefreut haben.

Wer sind Ihre Kooperationspartner?

Das Schöne ist, dass fast alle Hochschulen in Sachen-Anhalt hier an einem Strang ziehen. Die Federführung des Projekts liegt an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Mit im Boot sind neben uns, der Hochschule Harz, alle Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Sachsen-Anhalt: die Hochschule Anhalt, die Hochschule Magdeburg-Stendal und Hochschule Merseburg.

Wie funktioniert die standortübergreifende Zusammenarbeit?

Ohne echtes Teamwork und kollegiale Abstimmungen würde so ein großes Vorhaben nicht funktionieren. Aus diesem Grund treffen sich Vertreterinnen und Vertreter aller Partnereinrichtungen regelmäßig, um über den aktuellen Stand und die Weiterentwicklung zu sprechen. Das nächste Präsenztreffen mit ca. 40 Projekt-Beteiligten findet sogar an der Hochschule Harz in Wernigerode statt. Neben dem Networking werden am 26. und 27. Juni 2023 vor allem die Planung der Immatrikulation und der gesamten Studienprozesse wichtige Schwerpunktthemen sein. Darüber hinaus wollen wir über die Möglichkeit sprechen, Lehr- und Lerninhalte als sogenannte Open Educational Resources frei zugänglich zu gestalten. Aber auch Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationen mit Industriepartnern stehen auf der Agenda.

Worum geht es in der Spezialisierung "Mobile Systeme und Telematik"?

Wir an der Hochschule Harz bündeln in unserer Spezialisierung die Kompetenzen im Bereich KI am Fachbereich Automatisierung und Informatik, der übrigens auch AI wie der Studiengang abgekürzt wird. Im Kern sind wir sechs Kolleginnen und Kollegen, die Anwendungen unter anderem in den Bereichen mobile Robotik einschließlich Flugroboter, Telematik und Prozessautomatisierung betrachten. Dabei geht es immer auch um Data Engineering, also den Umgang mit großen Datenmengen in industriellen Prozessen.

Welche Interessen sollten Studieninteressierte für ein erfolgreiches Studium mitbringen?

Auf jeden Fall Neugier und Interesse an den neuen KI-Technologien. Das sind im Wesentlichen tiefe neuronale Netze. Mit der Hochschulreife bringen Studieninteressierte aber eigentlich alles mit, was erwartet wird. Programmieren, notwendige mathematische und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen werden in den ersten Semestern des Studiums praktisch vermittelt. Problemlösungsorientiertes und analytisches Denken ist gefragt, aber das lernt man auch im Studium, zu dem es übrigens auch viele Open Educational Resources (OERs), also öffentlich zugängliches Lehrmaterial geben wird.

Studieninteressierte können sich bis 15. September über die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg für AI Engineering bewerben. Weiterführende Informationen zum Studienprogramm gibt es hier.

09.06.2023
Autor/Autorin: Katharina Reif
Fotograf/Fotografin: © Hochschule Harz
Bildrechte: © Hochschule Harz

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Prof. Dr. Frieder Stolzenburg

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