Lange ist es her - 14 Jahre, um genau zu sein - als Prof. Dr. Michael Lück auf Einladung von Prof. Dr. Sven Groß zum ersten Mal von der Auckland University of Technology (AUT) in Neuseeland nach Wernigerode an die Hochschule Harz reiste. Was seinerzeit noch nicht abzusehen war, lässt sich aus heutiger Perspektive wie folgt auf den Punkt bringen: Eine langwährende Zusammenarbeit, die für alle Seiten ein großer Gewinn war und auch in Zukunft sein wird.
Professor Lück lebt, forscht und lehrt seit über 25 Jahren unter anderem in Deutschland, Kanada, Schottland, Neuseeland und nunmehr Schweden. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem die Bereiche Küsten- und Meerestourismus, Natur-, Öko- und nachhaltiger Tourismus sowie tourismusbezogener Verkehr und Luftfahrt. Er war langjähriger Professor an der AUT, Associate Director des New Zealand Tourism Research Institute (NZTRI), ist ein vielzitierter Autor und Herausgeber der Fachzeitschrift „Tourism in Marine Environments“ und darüber hinaus für verschiedene Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen weltweit tätig.
Im Gegensatz zum langen Bestand dieser Kooperation ist deren Ursprung kurz erklärt. „Sven Groß verbrachte sein Forschungssemester in Neuseeland und wir lernten uns kennen. Darauf folgten weitere Besuche von Sven in Auckland und von mir in Wernigerode“, erzählt Michael Lück in einem Interview mit dem Institut für Tourismusforschung (ITF) anlässlich seines diesjährigen Lehraufenthalts an der HS Harz. Seit 2009 verbringt er immer wieder jeweils einen Monat und gibt zumeist englischsprachige Vorlesungen in den touristischen Bachelor und Masterstudiengängen am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften – dieses Jahr in den Kursen „International Tourism“ sowie „Verkehrsmärkte und Mobilitätsrends“.
Durch das große Interesse und Engagement aller an dieser internationalen Kooperation Beteiligten, entstand aus einer eher zufälligen Begegnung zweier Tourismusforscher ein reger wissenschaftlicher Austausch zwischen zahlreichen Professor*innen im Harz und in Auckland. Als besonders eng und produktiv beschreibt Prof. Lück seine Verbindung zu Prof. Groß, der analog zu ihm eine Gastdozentur im Bereich Airline-Management an der AUT innehatte. „Mit Sven habe ich in den letzten Jahren an einer Reihe von Veröffentlichungen gearbeitet, von Konferenzbeiträgen über Buchkapitel und Zeitschriftenartikel bis hin zu einem gemeinsam herausgegebenen Buch über Low-Cost Airlines.“
Da Lehre nicht zum Selbstzweck stattfindet, sondern immer auch einem übergeordneten Ziel dient, stellt sich die Frage nach den Erwartungen, die Prof. Lück mit seiner Lehrtätigkeit an der HS Harz verbindet - insbesondere unter dem Aspekt, dass der Weg von Neuseeland in den Harz buchstäblich einer Weltreise gleichkam. Grundsätzlich, so Lück sei er beeindruckt von den Lehr- und Forschungsbedingungen an der Hochschule Harz sowie den Kenntnissen der Studierenden und deren Diskussionsbereitschaft. „Ich habe die Hoffnung, dass wir gemeinsam entdecken und lernen und dass ich nicht der Besserwisser bin, der vor den Studierenden steht. In meiner ersten Vorlesung sage ich den Studenten, dass sie mich genauso herausfordern sollen, wie ich sie herausfordere. Und ich sage ihnen, dass es im Tourismus in den meisten Fällen kein Richtig oder Falsch, kein Schwarz oder Weiß gibt. Es geht darum, Kompromisse und Lösungen zu finden, von denen alle Seiten profitieren. Wenn Sie Mathematik unterrichten, können Sie ganz klar sagen: 2+2 = 4 - keine Diskussion, kein Spielraum. Im Tourismus ist das anders, und wir müssen die Meinungen der anderen respektieren und zusammenarbeiten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.“
Und noch etwas möchte Prof. Lück den Studierenden vermitteln „Folgen Sie Ihren Träumen, seien Sie mutig und ehrlich zu sich selbst! Ich weiß, es klingt sehr klischeehaft, aber ich glaube wirklich daran. Meine Eltern hatten andere Vorstellungen davon, was ich tun sollte, aber sie gaben mir die Freiheit, meine Träume zu verfolgen, und unterstützten mich dabei. Deshalb tue ich, was ich tue, und ich könnte mir nicht vorstellen, etwas anderes zu tun. Für mich ist es ein Traumjob in einem Traumstudienfach.“ Nicht zuletzt sei die Lehre auch immer eine Wechselbeziehung. Am Ende seiner Vorlesungsreihe bedankt sich Prof. Lück stets ausdrücklich bei den Studierenden, denn auch er lerne immer etwas von den Studierenden. „Das wird besonders deutlich, wenn ich mir Aufgabenstellungen wie Aufsätze, Berichte oder Präsentationen ansehe. Für mich ist das sehr bereichernd und ich scheue mich nicht das Gelernte in nachfolgenden Kursen anzuwenden.“
Mittlerweile ist Prof. Lück im „Halbruhestand“, wie er sagt, und von Neuseeland nach Schweden gezogen - „den Kopf voller Ideen und den Luxus, das zu tun, was ich mag und wofür ich mich interessiere.“ So betreut er weiterhin Doktoranden, publiziert, hat Ideen für ein neues Buch, hielt vor kurzem eine Reihe von Gastvorlesungen für Studenten in Indonesien. „Es wird sicher nicht langweilig und ich bin mir sicher, dass ich in Zukunft wieder an der HS Harz lehren werde.“