Studentin Sarah

Zwei Monate in Kusatsu

Sarah hat ein Praktikum zum Thema Fabriksimulation bei der japanischen Firma Omron gemacht. Wie es dazu kam, und was sie dabei erlebt hat, berichtet sie im Interview.

Sarah, was haben Sie studiert?

Ich habe Medien- und Spielekonzeption studiert.

Warum haben Sie sich für diesen Studiengang entschieden?

Ich habe vorher Medieninformatik in Leipzig studiert und wollte mich noch weiter spezialisieren. Ich interessiere mich für Computerspiele, 3D-Animation, Programmierung, Mixed Reality.

Warum wollten Sie ein Auslandspraktikum machen?

Das war gar nicht geplant, es war ein spontanes Angebot während des Studiums, das ich wahrgenommen habe. Ich interessiere mich schon lange für die japanische Kultur, ursprünglich durch Animes (japanische Animationsfilme). Ich wollte die Chance nutzen das Land zu erkunden, Menschen kennenzulernen, und zwar nicht nur im Urlaub. Für das Praktikum waren technische Hintergründe wichtig.

Wie kam das Praktikum zustande?

Durch einen Kontakt von Herrn Prof. Dr. René Simon zur japanischen Firma Omron. Prof. Simon ist Vorstandsvorsitzender von PLCopen, einer Organisation im Bereich industrieller Steuerungstechnik, in der auch die Firma Omron Mitglied ist. PLCopen entwickelt Standards, die die Effizienz von industriellen Steuerungen verbessern.

Wo fand Ihr Praktikum statt?

In Kusatsu, ungefähr eine halbe Stunde von Kyoto entfernt, bei der Firma Omron. Das Unternehmen arbeitet auf den Gebieten Elektronik und Robotik und hat auch ein Forschungszentrum, in dem neue Methoden und Technologien für Robotik entwickelt werden. Mein Praktikum fand in diesem Forschungszentrum statt.

Welche Aufgaben hatten Sie während des Praktikums?

Ich fasse es gern als Fabriksimulation zusammen. Dabei ging es darum, Fabrikabläufe in einer virtuellen Welt zu simulieren, also Fließbänder, Roboter, Maschinen, alles was in einer Produktionslinie vorkommen kann. Man kann auch Menschen simulieren. Solche Simulationen macht man, um bestimmte Faktoren in der Produktionslinie besser abschätzen zu können. Meine Vorkenntnisse waren gut darauf ausgelegt, ich habe mich schon öfter mit virtuellen Welten beschäftigt. Bezüglich der Robotik hat mir Herr Prof. Simon vorher einen Crash-Kurs angeboten.

Wie lange waren Sie in Kusatsu?

Zwei Monate. Und weitere zwei Monate bin ich mit dem Zug durch Japan gereist.

Wo haben Sie gewohnt?

In einem Weekly Apartment, einer Einzimmerwohnung, die die Firma für mich organisiert hat.

Wie ließ sich die Zeit des Praktikums ins Studium integrieren?

Ich habe mein Studium um ein Semester verlängert.

Wer hat den Auslandsaufenthalt bezahlt?

Flug und Unterkunft hat die Firma Omron übernommen.

Welche besonderen Erfahrungen haben Sie gemacht?

Sehr, sehr viele. Das Wertvollste war, Menschen kennenzulernen. In der Mensa saß ich regelmäßig mit einer Gruppe Frauen zusammen, die ich alle nach und nach besser kennengelernt habe. Ich wurde super aufgenommen. Einige haben mich nach Hause zum Essen eingeladen. Die Atmosphäre war extrem herzlich. Ich pflege weiter Kontakte.

Gab es Herausforderung hinsichtlich der kulturellen Unterschiede?

Auf jeden Fall. Man kommt an und kann nichts lesen und nichts verstehen. Die Leute sprechen oft kein Englisch und die Verhaltensweisen sind ganz anders. Im Zug ist man zum Beispiel sehr still, wenn es sehr voll ist, um niemanden zu stören. Im Restaurant oder in der Umkleidekabine zieht man die Schuhe aus, es gibt Pantoffeln. Und man wechselt sie, wenn man auf die Toilette geht.

Welches Erinnerungsstück haben Sie sich mit nach Hause genommen?

Meine japanische Brieffreundin hat mir einen Aufstellkalender von ihrem liebsten Zeichner mitgegeben. Und bei einer Tanzshow, bei der zum Mitmachen animiert wurde, war ich auf Platz drei und habe einen traditionellen Tanzfächer bekommen. Darauf steht der Name der Tanzgruppe. Außerdem habe ich ein Goshuin-Cho mitgenommen. Es ist wie ein Buch zum Auffalten, in dem man in den Tempeln Goshuin, also Tempelsiegel, eingezeichnet bekommt.

Welches Fazit ziehen Sie aus Ihren Auslandserfahrungen?

Es ist eine Herausforderung, es erfordert Mut ins Unbekannte zu gehen, aber es lohnt sich. Man lernt schnell, dass man alles schaffen kann.

Studentin Sarah
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