Der Medieninformatik-Absolvent Lukas Weihrauch hat während seines Studiums an der Hochschule Harz nicht nur Programmierprojekte umgesetzt, sondern auch den Grundstein für seine Selbstständigkeit gelegt. Heute arbeitet er in der Webentwicklung, in Beratungsprojekten und der Automatisierung für kleine und mittelständische Unternehmen. Nebenbei hat er eine App entwickelt, die ein alltägliches Bahnproblem sichtbar macht: unnötig hohe Ticketpreise.
Seine App „BetterBahn“ prüft Bahnverbindungen auf mögliche Einsparungen durch Split-Ticketing. Statt ein durchgehendes Ticket zu kaufen, analysiert die App Zwischenhalte und zeigt, ob mehrere Teilstrecken zusammen günstiger sind – inklusive Links zu den passenden Tickets. Besonders praktisch ist das für Besitzer des Deutschlandtickets oder für Reisende, die spontan unterwegs sind.
Die Idee entstand auf seinen regelmäßigen Fahrten zwischen Magdeburg und Oldenburg. Ein Zufallsfund – ein deutlich günstigeres Ticket bis Bremen bei gleicher Verbindung – brachte ihn auf den Gedanken, die Preisstrukturen systematisch zu untersuchen. Schnell zeigte sich: Das war kein Einzelfall, sondern ein strukturelles Problem.
„Die größte Hürde bei der Entwicklung war die Datenbeschaffung“, erklärt der 25-Jährige. Offizielle APIs der Deutschen Bahn – also technische Schnittstellen, über die Software automatisch Daten abrufen kann – bieten entweder keine Preisdaten oder sind nur für Verkehrsunternehmen zugänglich. Web Scraping, bei dem Informationen direkt von Webseiten ausgelesen werden, ist dagegen unzuverlässig und durch die AGB verboten. BetterBahn nutzt daher eine inoffizielle API, was rechtlich und technisch herausfordernd ist und den Betrieb einer öffentlichen Version verhindert. Stattdessen stellt Weihrauch den Quellcode als Open Source bereit – also frei einzusehen und von der Community erweiter- oder verbesserbar – was zu stetig wachsender Beteiligung führt.
Stolz macht ihn vor allem, dass BetterBahn eine Diskussion angestoßen hat: über Transparenz, faire Preise und die komplexen Strukturen der Deutschen Bahn. Aus seiner Studienzeit half ihm dabei besonders die Mentalität des „Einfach Machens“ und das kritische Hinterfragen technischer Systeme – Fähigkeiten, die er auch in seine weiteren Projekte einfließen lässt.
So arbeitet er derzeit nicht nur an einer mobilen Version von BetterBahn, sondern auch an zwei neuen Ideen: einem Analysetool für Einkaufsverhalten anhand von Treuepunkte-Apps sowie einem „menschlichen“ Empfehlungssystem für YouTube-Videos.
Einen Tipp für Studierende, die selbst eine App entwickeln möchten, hat Weihrauch auch: „Klein starten, schnell einen funktionsfähigen Prototypen bauen und früh Feedback einholen.”
Das Angebot des Fachbereichs umfasst die Fächer Automatisierung und Informatik sowie Kombinationen mit Betriebswirtschaftslehre, Pädagogik, Verwaltung oder digitaler multimedialer Gestaltung. Die Studiengänge, darunter Smart Automation, Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsinformatik oder Medieninformatik, Ingenieurpädagogik sowie Verwaltungsdigitalisierung und -informatik, sind durchgängig praxisbezogen und anwendungsorientiert, viele Angebote sind dual studierbar.
Bewerbungen für das Sommersemester sind bis zum 28. Februar möglich.
29.11.2025
Autor/Autorin: Madeleine Gänge
Bildrechte: © Lukas Weihrauch