KUNSTstück
Bibliothek Wernigerode

"Papierfabrik"

Bibliothek, Haus 9

Am Eichberg 1

38855 Wernigerode

 


Öffnungszeiten der Bibliothek

Anke Duda: SPLIT

»Ich glaube, zu wissen, dass es wahr ist, was ich fühle.«

Prozess / Zwischenstand / Standbild

Seit dem 1. April 2025 ist das Werk "SPLIT" der freischaffenden Kommunikationsdesignerin und Künstlerin Anke Duda auf dem Podest der Bibliothek der Hochschule Harz in Wernigerode zu sehen. Voller Neugier wurde die finale Figur, das vollendete Werk, erwartet. Das nun zu sehende Objekt ist eine aus Holzetagen aufgebaute Figur, die in ihrer Menge „durchschnittlich“ erscheint. Sie erhebt sich unvollständig, androgyn und neutral — und schafft so ein Spannungsfeld zwischen dem Erkennbaren und dem Verborgenen.

Umhüllt wird sie von einer Art steifem Korsett, fest und eng gewickelt — wie in Bewegung erstarrt. Diese Erscheinung dient als Metapher dafür, dass uns das uns Umgebende nicht nur formt, sondern auch begrenzen kann. Im Kontrast dazu steht eine freie Form, die den Körper weich zu umspielen scheint und dennoch ebenfalls in Bewegung erstarrt ist. Das Material windet sich empor und verdeutlicht das Ringen zwischen Freiheit und Begrenzung.

Der Kopf ist durch eine Maske verhüllt, die sowohl als Schutzschild als auch als Barriere interpretiert werden kann und der Betrachtung über Glaube, Wahrheit und Zweifel folgt. Das unbestimmte Wesen von „SPLIT“ fordert eine intime Auseinandersetzung heraus; sie ist ein Mysterium, das – wie jedes Detail der Installation – entschlüsselt werden möchte und gleichzeitig als leere Leinwand für die Interpretation des Betrachtenden dient.

Neo Rauchs treffende Aussage „Wenn ein Bild verstanden wird, ist das ein künstlerischer Unfall“ erfährt im Kontext von SPLIT neue Relevanz.

Diese Skulptur drängt den Betrachter, das eigene innere Chaos zu einer individuellen Ordnung zu formen. In einer Welt, in der wir ständig zwischen dem „Wahren“ und dem „Zweifelhaften“ navigieren, zeigt SPLIT die Überblendungen, mit denen wir leben. Wir glauben, was wir sehen – und je weniger Zeit wir uns für die Wahrnehmung nehmen, desto oberflächlicher werden unsere Handlungen und Worte. 

„Sichtbar und damit offensichtlich ist das Faktische: Künstliches, Verfälschtes steht auf dem Sockel des Natürlichen, des Urwüchsigen. Worauf können wir uns also verlassen, wenn wir bewahren statt zu polieren?“, fragt die Künstlerin Anke Duda. Die Zeit wird es zeigen – denn für zwölf Monate steht SPLIT an Ort und Stelle. Nicht, um so zu bleiben, wie es jetzt erscheint, sondern um sich zu verändern. Durch einen Aufruf, der an den Betrachter gerichtet ist.


Ein Schaffensprozess beginnt ... ein Experiment
... zum künstlerischen Objekt.

Der Stifterabend folgte am 17. September 2024 seiner Tradition, neben der Vergabe der Deutschlandstipendien auch der Kunst Raum zu bieten und damit den Dialog zwischen Künstler und Publikum zu fördern. Nach dem Umbau der Bibliothek in Wernigerode entstand eine kreative Plattform, die zukünftig als „KUNSTstück“ der Treffpunkt für Kulturinteressierte und Künstler aus verschiedenen Disziplinen sein soll.

Anlässlich des 24. Stifterabends präsentierte die freischaffende Kommunikationsdesignerin und Künstlerin Anke Duda eine Installation ihres Schaffensprozesses. Damit lässt sie das Publikum über Wochen und Monate am Werdegang ihres künstlerischen Objektes teilnehmen. Die Betrachter können auf dem Podest und der langen Papierbahn die Überarbeitungen, Erkenntnisse und Veränderungen beobachten und erhalten so Einblicke in die oft unsichtbaren Aspekte des kreativen Arbeitens.

Die Grafikerin Anke Duda wagt das Experiment, den Betrachter am Denkprozess und an den Entwürfen teilhaben zu lassen. Jeder Schritt kann in der Zeit mitverfolgt werden. Von der Auseinandersetzung mit dem Material, der Suche nach der richtigen Form und schließlich der Umsetzung. Die Gedanken der Gestalterin werden somit sichtbar. Die Skizzen lassen den kreativen Weg nachvollziehbar werden und ermöglichen durch den Dialog die Wertschätzung der Arbeit.

Der inhaltliche Auftakt beginnt mit ihrer Aussage: »Ich glaube, zu wissen, dass es wahr ist, was ich fühle«. Ein Satz, der viel beinhaltet, wenn man das persönliche Gespräch mit der Künstlerin sucht. Das bedeutet die Auseinandersetzung mit sich, die Reflektion von Eindrücken, den Blick auf Erlebtes oder Vergangenes und die Pläne für die Zukunft.

Es wird spannend zu sehen, wie vielschichtig die Erfahrungswelten, Gedankenprozesse und letztendlich die Figur sein werden. Deshalb ist der finale Titel des Werkes „SPLIT“ noch offen. Das großformatige Papier ist ein Vorbote für das eigentliche Werk und Objekt, das im März 2025 gezeigt werden soll.

Plakat (PDF)


Rückblick


 

Andreas Brüggemann: BINARY ANGEL

»Man ist Erfinder, Verwerter und Gestalter in einer Person, mit dem Fokus, so wenig Abfall wie möglich zu erzeugen und alles im Kreislauf zu verstehen.«

Ein zweites Leben – Halberstädter Künstler reflektiert das Zeitgeschehen

Im Mai 2023 wurde die Ausstellung „4K - Klima, Krankheiten, Kriege, Katastrophen“ von Andreas Brüggemann im Foyer der Papierfabrik (Haus 9) am Wernigeröder Standort eröffnet. Der gebürtige Halberstädter stellte hierbei im Rahmen der jährlich stattfindenden Nachhaltigkeitswoche der Hochschule Harz seine Malerei, Bildhauerei und Upcycling-Werke vor.

Einen besonderen Fokus der Ausstellung bildete die eindrucksvolle Skulptur „Binary Angel“. Sie wurde nach Abschluss der Ausstellung als erstes Objekt auf dem neu geschaffenen Kunstpodest in der Bibliothek Wernigerode platziert. Seit dem Juni 2023 ist die Skulptur prominent im Eingangsbereich der modernisierten Bibliothek zu bewundern.

Das Werk symbolisiert Männer und Frauen, die sich im Krieg befinden und thematisiert damit die duale Rolle von Individuen. Angesichts der Weltlage können diese Menschen durch ihre Aktionen sowohl Leben bewahren als auch nehmen. Der Künstler hat mit seiner Gestaltung genau diesen Gegensatz ausgearbeitet, um die Ambivalenz, die in dem Thema steckt, zu intensivieren.

Unter den großformatigen Ölbildern entsteht zudem ein Dialog zwischen dem Werk auf der Ausstellungsplattform und der Malerei der bestehenden „Stiftung Karl Oppermann“. Karl Oppermanns Werke, die sich mit Humanismus, Völkerverständigung sowie aktuellen gesellschaftlichen Themen wie Flucht und Konventionen auseinandersetzen, reflektieren das Zeitgeschehen und rufen zur Verantwortung für den Frieden in der Welt auf. Diese Wechselwirkung zwischen den Kunstwerken ermöglicht es den Betrachtern, die verschiedenen Facetten menschlichen Handelns und Verhaltens zu hinterfragen.

Seit 2014 arbeitet Andreas Brüggemann als freiberuflicher Künstler. Der Themenschwerpunkt liegt in der Wiederverwendung von Rohstoffen und Abfallprodukten als künstlerisches Mittel. Er erklärt: „Man ist Erfinder, Verwerter und Gestalter in einer Person, mit dem Fokus, so wenig Abfall wie möglich zu erzeugen und alles im Kreislauf zu verstehen.“ Seine Objekte erhalten ein zweites Leben und spiegeln so den Wert von Ressourcen wider. Der 40-Jährige arbeitet ausschließlich mit Materialien, die entweder illegal entsorgt wurden, die er selbst gefunden oder geschenkt bekommen hat.

Annett Leopold

Dez. Kommunikation und Marketing

Mediendesign
Tel +49 3943 659 115
Raum 6.207, Haus 6, Wernigerode