Für viele Menschen scheint der Job als Hoteltester ein absoluter Traumberuf zu sein. An Orten arbeiten, wo andere Menschen Urlaub machen; auf Kosten des Arbeitgebers übernachten, essen und trinken; dabei die ganze Welt bereisen und oben drauf noch bezahlt werden.
Das klingt nach einem süßen Leben. Die Realität sieht allerdings oftmals ganz anders aus.
Der Hoteltester, oder auch Mystery-Checker genannt, muss in kurzer Zeit (oftmals innerhalb von nur 2-3 Tagen) anhand einer Checkliste, die in der Regel gut 2000 verschiedene Punkte umfasst, das gesamte Hotel oder Resort überprüfen und bewerten. Um seine Ergebnisse zu belegen werden im Normalfall zwischen 200-400 Fotos pro Aufenthalt aufgenommen – natürlich unauffällig und unbemerkt. Gecheckt werden alle Bereiche des Hotels, mit denen auch ein „richtiger“ Urlaubsgast in Berührung kommen würde. Angefangen vom Internetauftritt, den Außenanlagen, über den Check-In/Check-Out, das Zimmer, allen gastronomischen Einrichtungen bis hin zum Unterhaltungsangebot und den Fluchtwegen.
Der Mystery-Checker wird dabei wie ein gewöhnlicher Übernachtungsgast im Hotel gebucht und gibt sich erst zum Abschluss eines jeden Aufenthalts als Tester zu erkennen. Nach dem Check-Out sind sogleich dem Management erste Ergebnisse direkt vor Ort zu präsentieren.
Zu Hause angekommen ist aber noch längst nicht Schluss. Innerhalb weniger Tage muss ein detaillierter Bericht erstellt werden, der nicht selten 60-80 Seiten umfasst. In diesem werden sämtliche kontrollierten Outlets detailliert dargestellt, inklusive Fotos, Diagrammen, Best-Practices-Beispielen und Empfehlungen für das Hotelmanagement zur Optimierung von Prozessen und Dienstleistungen.
Sie sehen also: Der normale Alltag eines Hoteltesters ist durchaus stressiger und nicht unbedingt so gemütlich wie das manche TV Sendung in der Vergangenheit suggeriert hat. Ein 20-Stunden-Tag der morgens um 5 Uhr beginnt und nachts um 1 Uhr endet ist keine Ausnahme. Insbesondere wenn innerhalb von 10 Tagen 3-4 Hotels geprüft werden müssen, hat das mit Urlaubsfeeling nicht mehr viel zu tun.
Wer sich dennoch für diesen Job begeistert sollte eine solide Ausbildung in der Hotellerie/Gastronomie aufweisen, idealerweise kombiniert mit einem Studium im Bereich Tourismusmanagement. Eine mehrjährige Berufserfahrung, eine schnelle und gute Beobachtungs- und Auffassungsgabe gehören ebenso dazu, wie Fremdsprachenkenntnisse und ein hohes Maß an Flexibilität.
Prof. Dr. Daniel Spörr
Autor/Autorin:
Prof. Dr. Daniel Spörr
Fotograf/Fotografin:
Prof. Dr. Daniel Spörr