Die historische Aufnahme ist ca. im 1910 entstanden. Aus den Sammlungen des Städtischen Museums Halberstadt.

Spendenprojekt 25 Jahre Fachbereich Verwaltungswissenschaften

Historie des Festsaals

Über 400 Jahre Geschichte

 

Das ursprüngliche Gebäude der Dompropstei wurde zwischen 1592 und 1611 durch Bischof Heinrich Julius erbaut und diente der Ausübung der Gerichtsbarkeit – teils des Bischofs, teils des Domkapitels. Dies entspricht den Räumlichkeiten des heutigen Festsaals – in den unterschiedlichen Studiengängen erlernen die Studierenden auch heute noch u.a. juristische Kompetenzen für den Öffentlichen Dienst.

Nach Auflösung des Domstifts 1810 ging das Gebäude in den Besitz des Fiskus über und wurde später von der Stadt erworben. 1830 wurde eine sog. höhere Töchterschule eingerichtet und verblieb dort bis sie 1895 in das neu erbaute Schulgebäude daneben zog – das heutige Seminargebäude des Fachbereichs Verwaltungswissenschaften. Die nun leerstehende Dompropstei verfiel zusehends zu dieser Zeit, gleichzeitig wurden mehr städtische Verwaltungsräume notwendig und eine bautechnisch gründliche Erneuerung beschlossen. In den Jahren 1901 bis 1904 wurden die baulichen Maßnahmen durch Stadtbaurat Ernst Schmidt realisiert. Auch im Inneren erhielten die Räumlichkeiten eine neue Einrichtung.

Kunst im Zeichen der Zeit

Das preußische Kultusministerium stellte eine Summe von 35.000 Mark in Aussicht für die Ausmalung des neu errichteten Saales. Als historische Form der Ausschreibung wurde eine sog. „Konkurrenz“ von sechs namhaften Malern der Epoche veranstaltet. Georg Barlösius aus Charlottenburg bekam den Vorzug und hat Malereien im Stadtverordnetensitzungssaal und Vorzimmer angefertigt – zudem die Ausmalung der Vorhalle, des Treppenhauses und des Eheschließungszimmers entworfen und ausgeführt.

 „Klug zu reden ist oft schwer, klug zu schweigen oft noch mehr“ – Der Stadtverordneten-Sitzungssaal

Zunächst betrat man das Vorzimmer: die Wand links zeigte Malereien zur „Ratsveränderung am Tage St. Hilarii.  An den gegenüberliegenden Fenstern waren die Schutzpatrone St. Martin und St. Stephanus zu sehen. Die  Decke war von der Fensterwand anfangend mit verschiedenen Wappen geschmückt – der Kur Brandenburg, des Königreichs Preußen, der Stadt und des Bistums Halberstadt und das von Barlösius entdeckte Wappen des Dompropsteigebäudes.

An den Konsolen aus Eichenholz unter den Deckenbalken waren in Schnitzarbeit die verschiedenen Handwerke dargestellt. An der vorderen Längswand war ein Spruchband aus Wagners Meistersinger abgebildet: „was deutsch und ächt wüßt keiner mehr, lebts nicht in deutscher Meister Ehr!“ An der hinteren Wand war zu lesen: 

„Klug zu reden ist oft schwer, klug zu schweigen oft noch mehr.“

Der Saal selbst war von beiden Seiten beleuchtet durch drei gekoppelte Fenster und am Abend durch zwei kunstvoll geschmiedete eiserne vergoldete Deckenkronen. Die Wände und Decken waren mit Gemälden von Barlösius geschmückt. So stellten die  Malereien an den Fensterwänden Handwerkertypen mit heraldisch genauen Gewerkschaftswappen dar. In den vorderen Wandecken sind noch ein Paar recht charaktervolle Figuren gemalt – rechts ein Ratsschreiber, links ein Nachtwächter.

Über den Fenstern der Ostseite prangen Wappen der Städte, mit denen Halberstadt in der Hanse verbunden war – Braunschweig, Magdeburg und Halle. Über den Fenstern der Westseite die Wappen der größten benachbarten Städte – Quedlinburg, Aschersleben und Oschersleben. Das Gemälde – rechts von Eingangstür – zeigt Stadtgeschichte: Karl der Große gründet im Jahre 804 das Bistum Halberstadt und setzt Hildegrim zum Bischof ein.  Links neben der Tür bildet das Motiv Bischof Conrad von Krosigk ab, als er am 16. August 1205 die Reliquien aus dem heiligen Lande überbringt. Ein großer Teil davon ist noch heute im Domschatz zu sehen – direkt gegenüber der Hochschule Harz.

Das Hauptgemälde an der gegenüberliegenden Wand bedeckte diese ganz – hier huldigen Rat und Bürgerschaft dem Großen Kurfürsten vor der Kommisse. Es handelt sich also um die Huldigung des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg auf dem Holzmarkt nach Auflösung des Bistums nach dem 30jährigen Krieg und Übergang in das Fürstentum Halberstadt mit Rathaus vor der Kommisse 1650. Die Inschrift unter dem Gemälde an der hinteren Wand lautet: „Rath und Bürgerschaft der Stadt Halberstadt leisten dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg den Eid der Treue am 3. April 1650“.

Mit freundlicher Unterstützung des Städtischen Museums Halberstadt

Jubiläum

25 Jahre Fachbereich Verwaltungswissenschaften

Kunstobjekt

Der Hallenser Künstler Torsten Milarg realisierte bereits Ausstellungen für die Zentrale Kustodie der  Martin-Luther-Universität Halle, für das Stadtarchiv Halle und im vergangenen Jahr für die Halberstadtwerke. Mit seinen Fotokompositionen ermöglicht er eine historische Zeitreise. Für den Festsaal und ehemaligen Stadtverordnetenten-Sitzungssaal der Dompropstei hat er eine historische Aufnahme in die heutige Zeit transferiert. Unter Nutzung von Augmented Reality wird die Zeitenwende als animiertes digitales Bild erlebbar.

Das aktuelle Motiv zeigt Studierende aller drei Fachbereiche der Hochschule Harz im historischen  Ambiente und setzt damit in unterschiedlicher Hinsicht Zeichen:
Es erinnert an die Zerstörung Halberstadts am 8. April 1945 und den Willen zum Wiederaufbau der Halberstädterinnen und Halberstädter und stellt eine Verbindung her zur öffentlichen Verwaltung, da in diese Räumlichkeiten lange Zeit Sitz der Verwaltung der Stadt Halberstadt waren. Digitale Elemente spielen auch in der aktuellen Ausrichtung der Lehre des Fachbereichs Verwaltungswissenschaften eine Rolle, u.a. durch die Digitalisierung der Lehre oder auch im Studienportfolio mit Studiengängen wie IT-Management – Verwaltungsinformatik und Verwaltungsdigitalisierung und -informatik.

Das Kunstwerk steht zudem für die starke regionale Einbindung und Vernetzung der Fachbereichs Verwaltungswissenschaften durch Kooperation mit regionalen Partnern: dem Städtischen Museum Halberstadt, der Kulturstiftung des  Landes Sachsen-Anhalt, dem Förderverein Dom und Domschatz e.V. sowie den Halberstadtwerken.

Spendenprojekt

Wie kaum ein anderes Symbol steht die Domglocke „Domina“ für die Stimme der Stadt Halberstadt. Im Jahr 1999 verfolgten Tausende Bürgerinnen und Bürger den Guss der 8,5 Tonnen schweren Glocke unter freiem Himmel live auf dem Domplatz. Der Guss und der Aufzug in den Glockenturm durch die Muskelkraft der Halberstädterinnen und Halberstädter waren ein prägendes und emotionales Ereignis der Stadtgeschichte. 

2018 wurde bekannt, dass durch irreparable Schäden die Glocke nicht mehr erklingen kann. Die Kulturstiftung des Landes Sachsen-Anhalt als Eigentümerin lässt eine neue Glocke gießen und die originale „Domina“ wird der Stadt als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Für die Präsentation am Entstehungsort und in Erinnerung an das Jahrhundert-Ereignis wurde ein Spendenprojekt unter Federführung des Fördervereins „Dom und Domschatz“ ins Leben gerufen. Damit soll die Glocke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – auf dem Domplatz vor den Türen der Hochschule Harz.

Eine Postkarte mit der Bildkomposition des Festsaals soll für 5 Euro pro Stück für den guten Zweck verkauft werden. Der Erlös kommt dem Spendenprojekt der Fördervereins Dom und Domschatz e.V. vollständig zugute.

Dr. Mandy Ebers

FB Verwaltungswiss.
Tel +49 3943 659 434
Raum D111, Haus D, Halberstadt

Tim Bruns

FB Verwaltungswiss.
Tel +49 3943 659 439
Raum S210, Haus S, Halberstadt
Entwurf für die Präsentation am Entstehungsort. Quelle: Stadt Halberstadt