Alumni bringen Fotografie-Tradition zurück ins "Schiefe Haus"

Ausstellung Fotoskopia ab Oktober in Wernigerode zu sehen

Das Museum Schiefes Haus in Wernigerode wird ab Oktober zum Schauplatz für zeitgenössische Fotografie. Die neue Ausstellungsreihe „Fotoskopia" knüpft an die erfolgreiche Tradition an, die vor über einem Jahrzehnt durch die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wernigerode und dem Studiengang Medieninformatik der Hochschule Harz entstanden ist.

Wiederbelebung eines kulturellen Leuchtturmprojekts

Von 2010 bis 2012 entwickelte die Hochschule Harz gemeinsam mit der Stadt Wernigerode ein innovatives Konzept für das denkmalgerecht sanierte Schiefe Haus. Unter der Leitung von Florian Fischer, damals Dozent im Studiengang Medieninformatik, entstanden nicht nur die bis heute bestehenden Dauerausstellungen zu Karl Blossfeldt und Paul Renner, sondern auch ein ambitioniertes Programm für wechselnde Fotografieausstellungen. Hochkarätige Künstler wie Nina Röder, Anne Schwalbe und Tobias Kruse präsentierten ihre Arbeiten in den eigens dafür sanierten Räumen im Obergeschoss.

Diese frühe Phase des Museums war prägend für mehrere Studierende der Medieninformatik, die bei der Konzeption und Organisation der Ausstellungen mitwirkten. Der direkte Kontakt zu etablierten Fotografen und die praktische Erfahrung in der Ausstellungsgestaltung beeinflussten nachhaltig ihre beruflichen Werdegänge.

Neue Impulse durch Alumni-Engagement

Mit „Fotoskopia" kehrt nun zeitgenössische Fotografie systematisch ins Schiefe Haus zurück. Die Initiatoren Tim Bruns und Anika Spereiter, beide Alumni des Studiengangs Medieninformatik, haben nach ihren weiterführenden Studien an etablierten Fotografie-Institutionen ihre in Wernigerode gesammelten Erfahrungen vertieft und erweitert. Anika Spereiter studierte an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin, Tim Bruns absolvierte seinen Master of Arts in Fotografie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle und an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Gemeinsam mit der Leipziger Fotohistorikerin Annekathrin Müller entwickeln sie ein kuratorisches Programm, das junge Absolventinnen und Absolventen aus Fotostudiengängen ebenso präsentiert wie international etablierte Künstler.

Bildung und kulturelle Teilhabe im Fokus

Die erste Ausstellung „Bestandsaufnahme – Von Dingen und Bildern" zeigt ab dem 11. Oktober 2025 Arbeiten von Tabea Borchardt, Caroline Heinecke und Xu Guanyu. Gemeinsam thematisieren sie Fragen des Sammelns, Archivierens und der Bedeutungszuschreibung von Objekten und Fotografien. Die Arbeiten reichen von installativen Arrangements über typologische Serien bis hin zu fotografischen Collagen, die persönliche Lebenswelten reflektieren.

Parallel zur Präsentation zeitgenössischer Kunst steht die Vermittlungsarbeit im Zentrum des Projekts. Fotoskopia richtet sich gezielt an Bildungseinrichtungen der Region und bietet spezielle Programme für Schulklassen und soziale Einrichtungen an. Geplant sind Führungen, die altersgerecht in die Welt der künstlerischen Fotografie einführen, sowie praktische Workshops, in denen Teilnehmende selbst kreativ tätig werden können. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Medienkompetenz: In einer Zeit allgegenwärtiger Bilderflut sollen junge Menschen lernen, visuelle Informationen bewusst wahrzunehmen und kritisch zu reflektieren. Anfragen können dafür gerne an die Projektinitiatoren gestellt werden.

Regionale Vernetzung und überregionale Ausstrahlung

Das Projekt versteht sich als Brücke zwischen der lokalen Gemeinschaft und der internationalen Kunstszene. Durch die Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung Wernigerode und die geplante Einbindung regionaler Partner soll das Museum als kultureller Ankerpunkt in der Region gestärkt werden. Gleichzeitig nutzt Fotoskopia die bestehenden Netzwerke zu Fotoschulen und Kunstinstitutionen, um Wernigerode als Ausstellungsort für zeitgenössische Fotografie zu etablieren.

Die Verbindung von wissenschaftlicher Fundierung, praktischer Kunstvermittlung und kultureller Innovation macht Fotoskopia zu einem beispielhaften Projekt für die nachhaltige Wirkung universitärer Bildung. Es zeigt, wie aus dem Studium erworbene Kompetenzen und während der Hochschulzeit geknüpfte Kontakte zu kulturellen Initiativen werden können, die weit über den universitären Rahmen hinauswirken.

 

 

Fotoskopia – Bestandsaufnahme: Von Dingen und Bildern

11. Oktober 2025 bis 1. März 2026
Museum Schiefes Haus, Klintgasse 5, 38855 Wernigerode
Eröffnung: 11. Oktober 2025, 18:00 Uhr
Informationen zu Führungen und Workshops für Schulgruppen:
kontakt@fotoskopia.de | www.fotoskopia.de | Instagram: _fotoskopia

25.09.2025
Autor/Autorin: Janet Anders
Bildrechte: © Fotoskopia, Tabea Borchardt, Caroline Heinecke und Xu Guanyu

Themen:

Teilen: