Hochschule Harz bewirbt sich erfolgreich um Förderung von Erasmus+
In Europa gibt es tausende Data Scientists, die ihr Fachwissen pro bono zur Verfügung stellen. Unterstützung erfahren die Freiwilligen jetzt mit dem Projekt "EPSILON" der Hochschule Harz.
Daten zählen heute zu den größten Schätzen von Unternehmen, um Prozesse effizient zu gestalten und wettbewerbsfähig zu sein. Sie zu verstehen, aufzubereiten und wirtschaftlich zu nutzen, kostet Geld. Weil dieses Feld neu ist und nicht viele Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt zu finden sind, können sich oft nur größere Firmen adäquaten Zugang zu „Data Science“ leisten.
Zu oft – finden offenbar viele Datenexpert:innen selbst, denn etliche von ihnen unterstützen kleinere Unternehmen und soziale Organisationen in ihrer Freizeit. "Das sind einzelne Informatiker und regionale Initiativen, die sehen, wie wichtig die Digitalisierung für das Bestehen einer Organisation ist", erklärt Prof. Theo Berger von der Hochschule Harz, dem das Phänomen noch während seiner Tätigkeit als Manager im Bereich Data Science und Künstliche Intelligenz bei der Unternehmensberatung Deloitte aufgefallen war.
Seit August 2020 ist Berger Professor für Statistik und Data Science am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften und EPSILON eines seiner ersten Forschungsprojekte hier: "Viele Data-for-Good-Initiativen tauschen sich häufig nur regional miteinander aus und aufgrund der hohen Fluktuation von Freiwilligen ist ein strukturiertes Knowledge Management notwendig, um das erlernte Wissen auch weiteren Experten zur Verfügung zu stellen." Typische Projekte seien etwa Kleiderkammern: Wie man diese effizient organisiert, haben ehrenamtliche Data Scientists bereits mehrfach gezeigt – von der Anlieferung der Pakete bis zur Suche nach dem passenden Stück. "Vieles muss man nicht immer wieder neu erfinden. Lösungen und Erfahrungen sind da."
Für die bessere Vernetzung plant Berger eine Wissensplattform - von Europäern für Europäer. Der erste Schritt für den Aufbau der Plattform erfolgt gemeinsam mit einem portugiesischen Projektpartner: der Universität Nova de Lisboa. Hier ist das Thema Data Science akademisch fest verankert. Zudem gibt es enge Beziehungen zu "Data Science for Social Good Portugal" – eine der führenden europäischen Initiativen in diesem Bereich. "Die Kontakte dieses Netzwerks können wir nutzen, um Probleme zu identifizieren, prototypische Arbeitsabläufe und Werkzeuge zu entwickeln sowie Best Practices vorzustellen und zu verproben", erklärt der 38-Jährige, der an der Nova de Lisboa selbst eine zeitlang studiert hat, seine Projektidee: "Zugleich wird die Wissensplattform automatisch bei den freiwilligen Data Scientists bekannt und wir vereinfachen den Zugang zu relevantem Wissen im Bereich Data Science für alle Beteiligten: Wir multiplizieren hierdurch unseren Impact auf soziale Einrichtungen."
Der technische Aufbau und das Design der Plattform liegt bei den Partnern der Universität Zypern. Inwieweit die Idee einer europäischen Wissensplattform für weitere Data-for-Good-Initiativen funktioniert, soll sich auch noch innerhalb der Projektphase bis 2025 zeigen: über den Aufbau eines neuen Teams in Litauen, gemeinsam mit der Universität Vilnius. "Dieser Transfer ist uns besonders wichtig, weil wir die Barrieren zu Data-Science-Dienstleistungen für möglichst viele verringern wollen“, sagt Prof. Theo Berger zu den Zielen von EPSILON. Das sei auch im Sinne des Förderprogramms Erasmus+ und seiner nationalen Agentur DAAD. Letztlich adressiere man vor allem die kleineren Unternehmen ohne große Budgets oder den einzelnen Betriebswirt, der einen Programmiercode benötigt. Egal, ob in Lissabon, Vilnius, Nikosia oder im Harz.
Auch die Studierenden der Hochschule Harz profitieren von dem Projekt EPSILON, da sie die Möglichkeit bekommen, an realen Projekten mitzuarbeiten: Welche Herausforderung gibt es bei datengetriebenen Projekten und wie lassen sie sich lösen? Ganz nebenbei wird ihnen eine Brücke zu europäischen Kolleg:innen gebaut.
EPSILON steht für European Platform for Data Science: Incubation, Learning, Operations and Network. Zu den Details informiert die Projekthomepage: https://www.hs-harz.de/forschung/ausgewaehlte-forschungsprojekte/epsilon
Mehr über die Forschung von Prof. Dr. Theo Berger steht auf seiner persönlichen Homepage. Ein Porträt anlässlich seines Starts an der Hochschule Harz findet sich hier: „Jung, dynamisch, forschungsstark“
Prof. Dr. Theo Berger lehrt an der Hochschule Harz im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften zu den Themen Statistik, Quantitative Methoden, Computergestützte Statistik, Entscheidungsmodelle und Spieltheorie. Am Fachbereich Automatisierung & Informatik kann man Data Science auch im Matser studieren.
Um die Idee für das Projekt zu realisieren, unterstützte das Application Lab der Hochschule Harz, insbesondere bei der Akquise entsprechender finanzieller Mittel.
22.06.2022
Autor/Autorin: Claudia Aldinger
Fotograf/Fotografin: © Grafik: Anna Gerold
Bildrechte: © Hochschule Harz