Verwaltungsdigitalisierung und -informatik, neuer Studiengang an der Hochschule Harz

Verwaltungsdigitalisierung und -informatik

5 Fragen an Studiengangskoordinator Prof. Dr. Hardy Pundt

Das Angebot an der Hochschule Harz wurde zum Wintersemester 2021/22 um den Bachelorstudiengang Verwaltungsdigitalisierung und -informatik erweitert, der sowohl in Vollzeit als auch in der dualen Variante studiert werden kann.

Studiengangskoordinator Prof. Dr. Hardy Pundt erklärt im Interview, was Verwaltungsdigitalisierung bedeutet und welche beruflichen Perspektiven das Studium bietet.

Was versteht man unter Verwaltungsdigitalisierung?

Öffentliche Verwaltungen in Deutschland arbeiten leider bis heute stark papiergebunden und nach zum Teil veralteten internen Prozessen. Bereits seit Jahren gibt es Bestrebungen, diese Abläufe zu verschlanken und transparenter zu machen. Dies kann nur durch Digitalisierung erreicht werden, die im Organisationshandbuch des Bundes „Verwaltung Innovativ“ begründet ist und durch E-Government-Gesetze des Bundes und der Länder nun regulativ gefördert wird. Darin beschriebene Ziele sind unter anderem die elektronische Aktenführung, die Integration von elektronischen Bezahlsystemen für Gebühren oder die Abgabe von Willenserklärungen in Form von elektronischen Signaturen.

Warum ist dieses Thema genau jetzt so wichtig?

Die Notwendigkeit der Digitalisierung ist u.a. durch Homeschooling und Homeoffice im letzten Jahr wieder verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und Rufe nach mehr Tempo und Struktur bei selbiger wurden laut. Für Verwaltungen besteht zusätzlich durch das 2017 verabschiedete Online-Zugangsgesetz (OZG) die Verpflichtung, sämtliche Verwaltungsleistungen für Bürger und Unternehmen über das Internet erreichbar zu machen. Das heißt, dass bis Ende 2022 z.B. die Beantragung eines Reisepasses, die Kfz-Zulassung oder der Antrag auf BAföG auch online angeboten werden müssen. Angesichts des Status Quo der online verfügbaren Dienstleitungen und dem Zeithorizont wird klar, dass kurz-und mittelfristig ein immenser Kraftakt auf öffentliche Verwaltungen und Behörden zukommt.

Wofür werden spezialisierte Fachkräfte in Verwaltungen gebraucht?

Um die eingehend beschriebenen Herausforderungen einmal in Zahlen auszudrücken: in den nächsten Jahren müssen 575 sogenannte Leistungsgruppen und Verrichtungsbündel online gebracht werden. In Summe bedeutet das knapp 6.000 einzelne Verwaltungsleistungen! Allein hierfür rechnet der Branchenverband BITKOM mit ca. 43.000 benötigten Fachkräften aus Informatik sowie Organisations- und Fachberatung.

Damit ist jedoch nur der erste Schritt hin zur digitalen Verwaltung und der Umsetzung des OZG getan. Während dieses Prozesses werden wiederum neue Anforderungen entstehen, die wir heute noch gar nicht abschätzen können. Ansätze im Bereich Internet of Things, Künstliche Intelligenz und Robotik zeichnen sich bereits ab und werden zukünftig ganz neue Leistungsfelder und daraus abgeleitet einen Bedarf an Fachkräften entstehen lassen.

 

Wie ist der neue Studiengang Verwaltungsdigitalisierung und -informatik entstanden?

Die Idee für den Studiengang entstand fachbereichsübergreifend mit Impulsen aus Wirtschaft und Verwaltung über die Fachbeiräte. Die Hochschule Harz hat an ihren Fachbereichen Verwaltungswissenschaften und Automatisierung und Informatik bereits langjährige Erfahrung auf beiden Gebieten. Durch intensive Workshops unter Einbeziehung der Beiräte ist es gelungen, einen innovativen Studiengang mit Inhalten beider Fachbereiche zu konzipieren, der den aktuellen Anforderungen der Praxis gerecht wird.

Welche Fähigkeiten sollten Studierende mitbringen?

Grundvoraussetzung ist durch den hohen Informatikanteil sicher eine gewisse Affinität für Zahlen. Wer mit Mathematik auf dem Kriegsfuß steht, wird leider keinen Spaß an diesem Studiengang haben. Man muss aber auch kein Genie sein! Darüber hinaus sollten Studierende Interesse an ganz unterschiedlichen Fragestellungen haben, da der Studiengang interdisziplinär aufgebaut ist und sich sowohl mit Gesetzen und Richtlinien als auch mit Informatik und Technik befasst. Offenheit und Kommunikationsstärke sind – besonders für die beiden Praxissemester – ebenfalls wichtig, werden als Soft Skills aber auch im Studium vermittelt. Zusammenfassend kann man sagen, dass es definitiv ein Studiengang mit Zukunft ist, der sich mit einem sehr spannenden Thema auseinandersetzt, das aktuell ist und bleiben wird.

 

Auf einen Blick

Abschluss: Bachelor of Science (B.Sc.)

Regelstudienzeit: 8 Semester (inklusive 2 Praxissemester)

Zulassung: zulassungsfrei

Bewerbungsschluss: 31. August desselben Jahres (Voraussetzung bei der dualen Variante ist ein abgeschlossener Studienvertrag mit einem Praxispartner)

Studienbeginn: Wintersemester

Hier geht es zum Video des Studiengangs (YouTube)

Interview mit Prof. Dr. Pundt und Heiko Logemann, Materna Information & Communications SE, Lead Consultant IT Consulting Niedersachsen, Business Line Public Sector im Rahmen der virtuellen Thementage "Wissen 360°" am 23.06.2021 (YouTube ab 2:42:00)

23.09.2021
Autor/Autorin: Franziska Hain
Bildrechte: © Hochschule Harz

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Prof. Dr. Hardy Pundt

Studiengangskoordinator Verwaltungsdigitalisierung und -informatik

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