Wie die Hochschule Harz bei Gründungen unterstützen kann

Leitfaden soll Studierenden und Beschäftigten den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern

Eine gute Geschäftsidee, das nötige Startkapital und etwas Mut – mehr braucht es nicht, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen? Ganz so einfach ist es leider nicht, lauern doch zahlreiche Fallstricke auf die zukünftigen Unternehmerinnen und Unternehmer. Um gründungswilligen Studierenden und Beschäftigten durch den rechtlichen Irrgarten zu helfen und sie bei der Suche nach Beratungsstellen und Finanzierungsmöglichkeiten zu unterstützen, wird an der Hochschule Harz im Rahmen des Projekts GLEIHHA ein Leitfaden erarbeitet. Am 4. Oktober haben die Projektverantwortlichen gemeinsam mit gründungserfahrenen Netzwerkpartnern in einem interaktiven Workshop wichtige inhaltliche Aspekte für den geplanten Ratgeber erarbeitet.

"Es gibt im Bereich Gründung sehr gute Unterstützungsleistungen und Fördermöglichkeiten in Sachsen-Anhalt. Aber sie werden nicht immer gut wahrgenommen", weiß Reyko Heine, Referent für Existenzgründung und Start-Ups im Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt. "Das Innovationspotenzial im Land ist demnach viel größer, als es aktuell realisiert wird." Es sei enorm wichtig, dass Gründungsinteressierte schnell und unkompliziert passende Anlaufstellen finden und nicht orientierungslos im Dunkeln tappen. In Angeboten von Hochschulen sieht er doppelte Chancen. "Davon kann nicht nur das Land profitieren, sondern auch der Hochschulstandort. Wenn die Hochschule als Gründungshochschule wahrgenommen wird, kann das Studierende anlocken", ist er sich sicher.

Hochschulseitige Unterstützung für gründungswillige Studierende wünscht sich auch Luran Engelhardt. Seit 2019 studiert er Medieninformatik an der Hochschule Harz, ist derzeit jedoch in seinem zweiten Urlaubssemester, um sich intensiv seinen Gründungsvorhaben zu widmen. So vermittelt er mit seiner Firma Young-Idea projektorientierte Nebenjobs an Studierende und bringt mit dem Eventcafé Luma`z moderne Frühstückskultur nach Wernigerode. "Ich bin nun in einer Situation, in der ich entscheiden muss, wie es für mich weitergeht. Bringe ich mein Studium zu Ende und opfere meine Selbstständigkeit oder breche ich mein Studium ab, um weiter meine Gründungsideen zu verfolgen?", beschreibt er seinen Zwiespalt. Denn durch die Urlaubssemester hätten sich zu erbringende Prüfungsleistungen angestaut, die er in der geforderten kurzen Zeit nicht ohne Abstriche nachholen könne, sagt er. "Für eine Situation wie meine gibt es an der Hochschule Harz aktuell noch kein passendes Angebot", sagt er. "Es ist deshalb unbedingt notwendig, dass man über solche Herausforderungen spricht und in den Dialog kommt." Den Workshop sieht er zumindest als Chance, dass sich die Vereinbarkeit von Studium und Gründungsvorhaben verbessert.

Allein der Austausch mit Gleichgesinnten habe dagegen für Franziska Lippoldt, ehemalige Tourismusmanagement-Studentin der Hochschule Harz und Gründerin von Deine Harzhochzeit, einen Mehrwert gebracht. "Für mich war es sehr spannend, mich mit anderen Gründerinnen und Gründern über typische Herausforderungen auszutauschen. Zu sehen, wie andere bestimmte Probleme gelöst haben und auch Impulse für weitere Anlaufstellen zu bekommen, ist für mich persönlich äußerst wertvoll", erzählt die Hochzeitsplanerin. Während ihres Studiums habe sie bereits im Rahmen eines Studierendenprojekts in Zusammenarbeit mit einem externen Gründer hilfreiche Tipps gesammelt. "Netzwerken ist in unserer Branche einfach extrem wichtig."

Das Konzept scheint aufgegangen zu sein. „Unser ‚Gründungsdialog‘ sollte nicht nur die Entwicklung des Leitfadens durch die Sammlung von Ideen und Insiderwissen voranbringen, sondern vor allem auch einen Mehrwert für die Teilnehmenden bringen. Sie können zum einen die Ergebnisse zu ihrem persönlichen Erfahrungsschatz hinzufügen und zum anderen ihr persönliches Netzwerk weiter ausbauen und sich auch im Nachhinein mit Gleichgesinnten austauschen“, erzählt Projektmitarbeiterin Christin Rothe. „Ich hoffe, dass daraus langfristige Synergien entstehen.“

Und auch für das Projekt habe der Workshop, bei dem in mehreren Gesprächsrunden einzelne Fragestellungen bearbeitet wurden, nützlichen Input gebracht, wie Christin Rothe bestätigt. „Für uns ist es extrem hilfreich, dass die Teilnehmenden, die alle entweder selbst gegründet haben oder in der Gründungsberatung arbeiten, mit uns ihre Sicht zu den notwendigen Inhalten des Leitfadens geteilt haben“, betont sie. „Dank ihrer Erfahrungen können wir eine Übersicht bekannter Anlaufstellen zusammenstellen, haben von typischen Herausforderungen gehört und mögliche Lösungsansätze aufgenommen sowie Wünsche zur Umsetzung speziell an der Hochschule Harz gesammelt. All das wird bei der Erstellung des Leitfadens berücksichtigt und könnte somit auch für andere Hochschulen des Landes interessant sein.“

Bereits im Vorfeld hatte die Projektmitarbeiterin mehrere Gründungserfahrene interviewt. Die Ergebnisse sollen ebenfalls in die Handreichung einfließen. „Zudem werde ich weiterhin auf Netzwerkveranstaltungen präsent sein, um im Austausch weitere Ansichten zu dem Thema zusammenzutragen“, sagt Christin Rothe. Spannend sei für sie auch die Beobachtung künftiger Entwicklungen. „Das Land Sachsen-Anhalt fördert mit dem Programm ego-Konzept nach einjähriger Pause endlich wieder Gründungszentren an Hochschulen. Anträge können seit zwei Wochen gestellt werden, sodass spätestens im kommenden Jahr weitere Unterstützungsstrukturen – hoffentlich auch an der Hochschule Harz – entstehen werden.“

Der Leitfaden solle Ende 2024 fertig sein und alle Erkenntnisse „praxisnah, kompakt und zielgruppengerecht“ zusammenfassen. „Ziel ist, dass der Ratgeber als eine Art Wegweiser funktioniert, sodass Gründungsinteressierte selbst schauen können, mit welchen Fragen sie sich an welche Anlaufstellen wenden können, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt und was sie generell während des Gründungsprozesses beachten sollten“, fasst Projektleiter Prof. Dr. Hardy Pundt, der zudem Prorektor für Transfer und Digitalisierung der Hochschule Harz ist, zusammen. „Damit wäre ein entscheidender Schritt zu einer möglichst durchgängigen Unterstützung getan. Denn derzeit sind noch verschiedene Informationslücken vorhanden, die Gründerinnen und Gründer immer wieder vor Probleme stellen.“

05.10.2023
Autor/Autorin: Karoline Klimek
Fotograf/Fotografin: © Karoline Klimek
Bildrechte: © Hochschule Harz

Themen:

Teilen:

Prof. Dr. Hardy Pundt

GLEIHHA

Projektleiter
Tel +49 3943 659 105
Raum 6.112, Haus 6, Wernigerode
Sprechzeiten jederzeit nach vorheriger Vereinbarung per E-Mail

Christin Rothe

GLEIHHA

Projektmitarbeiterin
Tel +49 3943 659 854
Raum 9.407, Haus 9, Wernigerode