Grafik zeigt Silhouette Hochschule Harz und Porträt eines jungen Mannes

„Auf meine Promotion in Psychologie hat mich das Studium sehr gut vorbereitet“

Lukas Röseler schließt Doktorarbeit mit Höchstbewertung ab

Es ist ein idealer Einstieg in die Welt des Personals, Marketings, der Marktforschung oder Consultings: Das Studium der Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Harz. Einen anderen Weg wählte Lukas Röseler. An sein Bachelorstudium hängte er noch den Master in Konsumentenpsychologie und Marktforschung an. Dem Masterstudium folgte die Doktorarbeit – betreut von Prof. Dr. Ulrike Starker (Hochschule Harz) und Prof. Dr. Astrid Schütz (Uni Bamberg). Dass er diese mit der höchsten Bewertung „summa cum laude“ abschließen konnte, spricht auch für die Studiengänge der Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Harz, wie er im Interview erzählt:

Worum ging es in Ihrer Promotion genau?

Ich habe sogenannte Ankereffekte untersucht. Die treten immer dann auf, wenn man eine Zahl schätzen muss und vorher eine andere in Erwägung gezogen hat. Zum Beispiel, wenn Sie gefragt werden, ob es draußen wärmer oder kälter als 100°C ist. Natürlich ist es kälter, aber die Schätzungen, die Personen daraufhin abgeben, sind viel höher als wenn man nach 0°C fragt. Das funktioniert auch bei Experten, zum Beispiel im Extremfall bei Richtern, die Gefängnisstrafen verhängen, oder wenn die Zahlen dabei rein zufällig sind, zum Beispiel die letzten zwei Ziffern der Handynummer. In meiner Forschung ging es speziell darum, welche Rolle dabei die Persönlichkeit spielt, also zum Beispiel, ob intelligente Personen weniger anfällig für Ankereffekte sind.

„Ich habe sogenannte Ankereffekte untersucht. Die treten immer dann auf, wenn man eine Zahl schätzen muss und vorher eine andere in Erwägung gezogen hat“

Was war leichter als anfangs gedacht?

Zu einer Promotion gehört in den meisten Fällen eine Liste mit Problemen wie zum Beispiel Doppelabhängigkeit, was bedeutet, dass der Chef oder die Chefin gleichzeitigt die Person ist, die die Arbeit am Ende bewertet; unvorhersehbare Arbeitssituation, also viele Verträge laufen nur für ein Jahr oder haben einen Umfang von 50 Prozent; viele Aufgaben, die nicht direkt der Promotion dienen, wie zum Beispiel Lehre. Das kann sehr viel Stress verursachen. Ich hatte zum Glück ein Stipendium von der Graduiertenförderung des Landes Sachsen-Anhalt, das mir all diese Probleme ersparte. Dadurch konnte ich mich komplett der Forschung widmen und mich schnell in neue Bereiche einarbeiten.

Was war schwerer als anfangs gedacht?

Als ich mit der Promotion anfing, musste ich erstmal den Unterschied zwischen Wissenschaft als Weg zur Erkenntnis und Wissenschaft als gesellschaftliches System lernen. Für eine Promotion ist leider nicht bloß gute Forschung nötig, sondern man muss sie auch publizieren, also in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichen. Das geht am besten mit überraschenden und klaren Ergebnissen, die aber eine Ausnahme sind. In den meisten meiner Experimente konnte ich die Theorien nicht bestätigen. Als Doktorand denkt man dann zuerst, man hätte etwas falsch gemacht, obwohl man auf das Ergebnis ja gar keinen Einfluss hat.

Außerdem lernte ich, dass viele Bereiche der Psychologie mitten in einer Replikationskrise steckten. Das hieß zu der Zeit, dass das Vertrauen in veröffentlichte Arbeiten stark erschüttert war und ich die rapide Veränderung der Methoden der letzten Jahre aufholen musste. Glücklicherweise gehört zu dieser Methoden-Revolution, dass Experimente, in denen Theorien nicht bestätigt werden konnten, endlich die Aufmerksamkeit erhielten, die sie verdienten. Ich konnte also mit Arbeiten promovieren, die zeigten, dass Vermutungen anderer Personen nicht stimmten oder ihre Experimente nicht replizierbar waren.

Wissen anwenden: Eindrücke vom Studium an der Hochschule Harz

Angenommen, Sie stünden wieder vor der Entscheidung zu promovieren: Würden Sie diesen Schritt wieder gehen?

Ja, auf jeden Fall! Für mich persönlich war die Promotionszeit wunderschön. Dank meiner Betreuerinnen und meinem Stipendium war ich sehr frei, was Zeit, Ort, und Thema meiner Arbeit angeht. 

Wissen Sie schon, wie es jetzt – nach der Promotion – beruflich weiter geht?

Ich bin seit Abschluss meiner Promotion an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg als wissenschaftlicher Mitarbeiter – „Post Doc“ – eingestellt. Dort mache ich jetzt Lehre zu Themen wie Ankereffekten und Replikationsforschung und führe zahlreiche Studien durch, um die Probleme, die mir in meiner Promotionszeit aufgefallen sind, zu lösen.

Sie haben an der Hochschule Harz Ihren Bachelor in Wirtschaftspsychologie gemacht und Ihren Master in Konsumentenpsychologie und Marktforschung. Wem würden Sie diese Studiengänge empfehlen? Welche Interessen sollte sie oder er haben?

Ich denke, dass das Studium viel Spaß macht, wenn man allgemein an menschlichem Verhalten interessiert ist und – das ist dann der Marketing- bzw. Marktforschungsteil – wenn man an Themen wie Werbung oder der Funktionsweise von Unternehmen interessiert ist. Die Interaktion und Arbeit mit Kommilitonen sollte einem außerdem Spaß machen, da die Gruppen klein sind und es viele praktische Projekte gibt, die enge Zusammenarbeit erfordern. Ein wenig Interesse an Zahlen, Statistik, und wissenschaftlichen Methoden schadet dazu nicht. Ich denke, dass die Studiengänge eine sehr gute Vorbereitung auf einen Beruf in der Marktforschung sind. 

Während meines Praktikums am Ende des Bachelors konnte ich dank der guten Methodenausbildung zum Beispiel ohne besondere Einarbeitung die vom Institut gesammelten Daten auswerten und interpretieren und einmal sogar einem Kollegen einen Tipp geben, den ich in der Statistikvorlesung gelernt hatte. Aber auch auf meine Promotion in Psychologie hat mich das Studium sehr gut vorbereitet.

Wer mehr über die Studiengänge von Lukas Röseler erfahren will, wird hier gut informiert:

Wirtschaftspsychologie Bachelor of Science


Konsumentenpsychologie und Marktforschung Master of Science

Aufgrund ihrer umfassenden methodischen Ausbildung bereiten grundsätzlich auch die anderen Studiengänge des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Harz auf eine akademische Laufbahn (mit Promotion) vor. Wer diesen Weg gehen möchte, kann sich an die Promotionszentren des Landes Sachsen-Anhalt wenden. Hier werden Doktoranden von Hochschulen für angewandte Wissenschaften zu verschiedenen Themen betreut. Ansprechpartnerin für den Bereich Psychologie im Promotionszentrum Sozial- Gesundheits- und Wirtschaftswissenschaften ist Prof. Dr. Ulrike Starker.

Aktuell führt Lukas Röseler seine Forschung an der Uni Bamberg am Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik bei Prof. Dr. Astrid Schütz fort.

 

 

01.02.2022
Autor/Autorin: Claudia Aldinger
Fotograf/Fotografin: © Hochschule Harz | Grafik A. Gerold
Bildrechte: © Hochschule Harz

Themen:

Teilen:

Katalin Raddatz

Informationen zum Thema Promotion

Projektmitarbeiter
Tel +49 3943 659 892 Fax +49 3943 659 109 -109
Raum 2.004, Haus 2, Wernigerode