Heute möchte ich euch Friederike vorstellen. Sie studiert Wirtschaftsingenieurwesen im 4. Semester. Ich konnte sie gerade noch erwischen, bevor sie sich zu ihrem Auslandssemester nach Tallinn aufmacht. Bei einem Kaffee habe ich sie über ihr Studium und ihren Studienalltag befragt.
Friederike: “Ich studiere eigentlich internationales Wirtschaftsingenieurwesen. Das ist wie Wirtschaftsingenieurwesen, nur dass manche Veranstaltungen auf Englisch sind, ich zusätzliche Englischkurse habe und dass ich im 5. Semester ins Ausland gehe. Ich gehe nach Estland, direkt nach Tallinn in die Hauptstadt. Ich freue mich schon darauf. Natürlich ist ein kleines bisschen Nervosität dabei. Aber ich glaube, das ist immer so, wenn man woanders hingeht. Es gehen aber noch zwei weitere von uns dorthin. Wir sind sechs Studierende in unserer Studienrichtung. Drei davon gehen nach Estland, zwei gehen nach Irland und einer geht nach Kanada.”
Die Fächer ihres Auslandssemesters konnte Friederike frei wählen. So ist ein sehr bunter Mix aus schon bekannten und noch unbekannten Bereichen zusammengekommen. Sie musste selbst schmunzeln, als sie mir ihre Fächer aufgelistete.
Friederike: “Ich habe auf jeden Fall 'Cost Estimation and Construction Economics', 'Introduction to Estonian Language and Culture', weil ich auch etwas über die Kultur und die Sprache lernen möchte, 'General Geodesy', was Erdvermessung beinhaltet, und 'Construction of 3D Laser Scanning'. Ich habe keine Ahnung, was auf mich zukommen wird.”
Friederike: “Technik hat mich schon immer interessiert, unter anderem, weil mein Vater Elektrotechniker ist. Er hat mit mir immer Sachen gebaut und hier und dort gebastelt. Das beeinflusst einen schon ein bisschen. Ja und dann habe ich meinen Abschluss im Bereich Metalltechnik gemacht. Während dessen habe ich gemerkt, dass dieses rein Technische zwar interessant ist, ich mich aber nicht nur darauf spezialisieren möchte. Und so kam ich auf Wirtschaftsingenieurwesen, die Kombination aus Technik und Wirtschaft. Und da ich von Anfang an wusste, dass ich ins Ausland möchte, habe ich ausdrücklich nach internationalen Studiengängen gesucht und bin hier gelandet. Die Hochschule Harz ist nämlich eine von wenigen Hochschulen und Universitäten in Deutschland, die den internationalen Zweig anbietet.”
Ich kenne einige Studierende aus dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen und der allgemeine Konsens ist, dass den meisten die technische Komponente mehr Spaß macht und viel leichter fällt als die wirtschaftliche. Friederike gehört zu dem kleinen Anteil, der das anders sieht.
Friederike: “Überraschenderweise gefällt mir der Wirtschaftsteil mehr als der Technikteil. Ich hätte gedacht, dass es andersherum sein wird. Im Studium hier ist es auch allgemein so, dass der wirtschaftliche Anteil etwas größer ist. Das kommt aber immer auf die Hochschule an. Ich bin mit dieser Meinung aber in der Minderheit. Das merke ich auch immer wieder bei meinen Kommilitonen. Die Jungs zum Beispiel sagen alle, sie können sich die wirtschaftlichen Sachen nicht merken. Es ist eben viel Auswendiglernen. Bei den technischen Fächern darf man Formelsammlungen in die Klausuren mitnehmen.”
Was genau die Zukunft bringt, weiß Friederike noch nicht.
Friederike: “Im Moment interessiere ich mich am meisten für Logistikmanagement. Aber wo genau es mich hin verschlägt, steht noch offen. Ich möchte auf jeden Fall nach dem Bachelor erstmal arbeiten gehen. Wenn ich dann einen Master finde, der mir gefällt und mich persönlich weiterbringt, dann würde ich den auch machen. Es gibt hier jetzt das Fach 'Ingenieurpädagogik' in Kooperation mit der Universität Magdeburg. Vielleicht wäre das etwas für mich. Es hat mir schon immer Spaß gemacht, anderen etwas beizubringen”
Ich habe Friederike durch den Tatort Campus kennengelernt, die Studierendenzeitung der Hochschule Harz. Dort macht sie mit, weil es ihr Spaß macht, die Studierenden über aktuelle Ereignisse und Events am Campus zu informieren. Aber Tatort Campus ist nicht ihre einzige Aktivität außerhalb des Lehrplans. Sie ist auch noch Vorstand beim Hochschulkino und Studiengangssprecherin. Auch wenn dies viel Verantwortung bedeutet, bringt es auch viele Vorteile mit sich.
Friederike: “Jeder kennt jeden. Das ist glaube ich der Satz, der diese Hochschule am besten beschreibt. Ich laufe häufig über den Campus und sage hier “Hallo” und da “Hallo”. Ich glaube es ist noch nie passiert, dass ich über den Campus laufe und niemanden sehe, den ich kenne. Gerade durch die Gegebenheit der Hochschule findet sehr viel Leben auf dem Campus statt und das finde ich echt schön. Ich hätte keine Lust am anderen Ende der Stadt zu wohnen. Nicht nur wegen der Fahrt, sondern weil es häufiger passiert, dass jemand sagt: ‘Hey wir wollen Grillen. Bist du auch dabei? Wir treffen uns auf dem Campus, jeder bringt etwas mit.’”
Wissen ist nicht immer alles. Auch wenn manche Inhalte schwer sind, mit Fleiß schafft man es trotzdem.
Friederike: “Ich kann auf jeden Fall versichern, dass Mathe nicht schlimm ist. Ich war selbst nicht wirklich gut in Mathe, das haben mir sogar meine Lehrer gesagt. Im Studium haben wir Mathe 1 und 2. Mathe 2 hört mit integraler Differenzialrechnung und Vektoren auf. Das sind alles Abi-Themen. Wenn man also ein Abi hat, dann sollte es machbar sein. Gerade bei Mathe ist es hauptsächlich Fleiß. Man muss einfach die Übungsaufgaben bearbeiten, dann schafft man das auch. Und die Kommilitonen helfen immer bei Fragen oder wenn man mal eine Mitschrift braucht. In der Klausurenphase lernen wir auch zusammen. Das ist schon echt cool. Wir sind so 27 bei uns im Studiengang. Das ist halt eine Schulklasse. Solange man fleißig ist bekommt man also auch alles hin, selbst wenn man etwas nicht auf Anhieb versteht. Man sollte auf jeden Fall auch offen für die Inhalte sein, denn selbst wenn einem Mathe und Physik in der Schule keinen Spaß gemacht haben, wird der Soff hier ganz anderes vermittelt. In den Laboren probiert man alles praktisch aus und sieht direkt, wenn etwas falsch berechnet ist. Das weckt dann Interesse und macht viel Spaß.”
Veröffentlicht am 05.06.2020
Text: Alexandra Herbersdorf