Sabine Elfring, Professorin für Betriebswirtschaftslehre, vor einem großen Stapel mit betreuten Abschlussarbeiten

Nach 46 Semestern

Prof. Dr. Sabine Elfring in den Ruhestand verabschiedet

Nach 23 Jahren wurde Sabine Elfring, Professorin für Betriebswirtschaftslehre am Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz, in den Ruhestand verabschiedet. Zu den Schwerpunkten der wissenschaftlichen Arbeit von Prof. Dr. Elfring zählten seit ihrer Berufung im Jahr 1999 die Themen Verwaltungsführung, Organisation und Personal. 

In welchen Gremien wirkten Sie in Ihrer Zeit an der Hochschule Harz mit?

Ich war Mitglied des Rektorats vom 1. August 2001 bis 31. Juli 2003 und damit auch ständiges Mitglied in der Kommission Studium und Lehre. Zu meinen Hauptaufgaben zählte u.a. die Einführung einer umfassenden Studierendenbefragung, die im Wesentlichen heute immer noch genauso durchgeführt wird. Das Gleiche gilt für die Einführung einer Evaluierung aller Lehrveranstaltungen, die auch in meine Amtszeit fiel und von mir systematisch erstellt und mit allen relevanten Gremien abgestimmt wurde.

Zudem habe ich die Studiengangskoordination für den Studiengang Verwaltungsökonomie vom 1999 bis 2001 und dann ab 2007 bis 2022 übernommen und den Studiengang mit aufgebaut. Ein wichtiger Meilenstein war die Umstellung von Diplom auf Bachelor. Für einige Semester koordinierte ich zudem den Studiengang Public Management.

Mitglied des Fachbereichsrates war ich von 1999 bis 2001, von 2005 bis 2009 sowie seit 2013 bis zu meinem Ruhestand. Für viele Jahre war ich Mitglied des Prüfungsausschusses, Stellvertreterin der Gleichstellungsbeauftragen für einige Semester sowie stellvertretendes Mitglied im Akademischen Senat von 2007 bis 2011 und von 2013 bis 2017.

Worin bestanden fachliche Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit?

Eigentlich war ich eingestellt für Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Verwaltungsführung, Organisation und Personalwesen. Niemand konnte mir erklären, woher diese Reihenfolge kam, denn von Anfang an wurde jemand gesucht, der Personalwesen lehren konnte. Und alle drei Bereiche hatte ich vorher schon an anderen Hochschulen gelehrt.

Als wir aber nach zwei ersten Jahren in das erste Hauptstudium der Studierenden kamen, stellten wir fest, dass es niemanden gab, der die Vertiefungsrichtung Marketing lehren konnte. Offensichtlich galt ich schon da als sehr flexibel. Denn es hieß plötzlich „Sabine, mach du mal!“ Ich habe mich dann eingearbeitet und es wurde tatsächlich zu meinem Lieblingsfach, in das ich mich richtig reinknien konnte. Ich habe später dann noch eine Weile Projektmanagement dazu genommen, was fachlich einfach sehr gut passte, da ich meine Arbeit vorrangig durch die Durchführung von Praxisprojekten vor Ort gemacht habe.

Die Studierenden haben unter meiner Anleitung viele Marketingkonzepte für Gemeinden in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen entwickelt. Wir waren in Stadtverwaltungen und Museen, Tourismuseinrichtungen, sogar Weinbergen und Cafés unterwegs und haben für diese Marketingkonzepte erstellt. Überall wurde unsere Expertise für Marketing anerkannt und auch die Studierenden in ihrer Arbeit sehr ernst genommen. Was niemand wusste ist, dass ich selbst in meinem Studium nur einmal das Seminar „Marketing I“ im Sommersemester 1987 belegt habe und das fand ich damals furchtbar langweilig.

Was war Ihnen im Rahmen Ihrer Lehrveranstaltungen besonders wichtig?

Es war mir immer wichtig, den Studierenden die Begeisterung für ein Fachgebiet nahezubringen. Denn nur, wenn man selbst irgend etwas interessant findet, lernt man es auch gerne und will weiterkommen. In der Einführung in die BWL im ersten Semester habe ich immer mit den Studierenden aktuelle Zeitungsartikel gelesen, um ihnen zu zeigen, dass dieses Fach etwas mit ihrem eigenen Alltag zu tun hat.

Später in den Marketing-Projekten sollten sie erfahren, wie theoretische Kenntnisse in der Praxis angewendet werden, wie man auch mit oft einfachen Mitteln und guten Ideen eine Gemeinde oder ein Museum voranbringen kann: Erhebungen durchführen, Analysen vornehmen und einfache Marketingmaßnahmen umsetzen. Mit viel Geld ist es einfach, mit wenig finanziellen Mitteln beginnt erst die Kunst des Marketings. Im Vordergrund stand auch immer die Zusammenarbeit mit den externen Projektpartnern. 

Ich habe sehr gerne Bachelorarbeiten betreut. Zu sehen, wie sich so eine Arbeit entwickelt und bei einem jungen Menschen das rauszukitzeln, was er oder sie zu leisten imstande ist, empfand ich immer als Herausforderung und hat mir wirklich Spaß gemacht. Natürlich muss man bei einigen dann auch Grenzen sehen, aber diese vielen Gespräche, die ich vor allem in den ruhigen Abendstunden geführt habe, waren mir besonders wichtig.

Nicht zu vergessen sind die vielen Exkursionen, die ich nach Berlin gemacht habe. Wir waren einige Male im Bundestag, im Bundesrat und sogar im Bundespräsidialamt, wo es sehr schwierig ist, Zutritt zu bekommen. Und es war mir möglich, mit einer größeren Gruppe ein paar Tage nach Brüssel zu reisen, um die europäischen Institutionen vor Ort kennenzulernen. Diese Reisen waren immer so beliebt, dass es Wartelisten dafür gab. Und für mich waren sie jedes Mal ein Highlight des Jahres.

Was hat Sie in Halberstadt besonders geprägt?

In Halberstadt haben mich besonders die Aufbaujahre des Fachbereichs geprägt. Es waren 1999 ja auch immer noch die ersten Jahre nach der Wende. Wir wurden in Halberstadt sehr prüfend, wenn auch wohlwollend beäugt, jedenfalls von den politischen Entscheidungsträgern. Und was wir da erlebt haben, war schon grandios. Wir wurden in jeder Hinsicht unterstützt, und ich habe erlebt, wieviel möglich ist, wenn auf kurzem Wege freundschaftlich zusammengearbeitet wird.

Dann drohte uns der Umzug nach Wernigerode. Die Aktion von Hans-Georg Busch, dem Minister unser jetziges Gebäude für einen Euro anzubieten, war fabelhaft. Aber es musste auch bewiesen werden, dass es für uns ausreicht. Also haben Rainer Neugebauer und ich an einem Sonntagnachmittag über den Plänen gesessen und die „Verzimmerung“ (also die Aufteilung der Räumlichkeiten) vorgenommen einschließlich der Zuordnung der Kommunikationswege. Dabei hat uns geholfen, dass ich ja eigentlich aus der organisatorischen Gebäudeplanung komme, solche Planungsprojekte also vorher für große Verwaltungen wie die Commerzbank, die Deutsche Börse etc. gemacht habe.

Solche Aktionen waren auch typisch für die ersten Jahre. Wir waren zunächst nur sieben Professor:innen und haben oft auch die Abende miteinander verbracht, weil einfach so viel zu besprechen war, wenn alles neu ist. Da ist uns vieles gelungen, was die folgenden 20 Jahre geprägt hat.

Welche Worte möchten Sie zum Abschied an Ihren Fachbereich richten?

„Macht’s gut und tschüss!“

20.05.2022
Autor/Autorin: Mandy Ebers
Bildrechte: © Hochschule Harz

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Jana Diesener

Studiengangskoordinatorin Verwaltungsökonomie
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